Mittwoch, 3. Dezember 2014

Vom Giller zum Kulturbahnhof Kreuztal

Wanderung vom 02.11.2014


Am 26.10.2014 wurde der 100ste Zuweg zum Rothaarsteig feierlich eröffnet. Nun kann man auch von Kreuztal aus zum beliebten Fernwanderweg laufen. Ich habe bereits im März eine Tourenbeschreibung eines Bloggers gelesen, den Weg aber bald wieder vergessen. Ich laufe ja lieber Rundwanderwege.
Eine E-Mail eines lieben Bekannten mit einem Link zur Eröffnung und der Frage "Wäre das nichts für Dich?" brachte den Weg wieder in Erinnerung.
Hier besteht ja die Möglichkeit, eine Strecke zu wandern und mit der Bahn zurück zu fahren.
Der Wetterbericht meldet bedeckt mit einigen sonnigen Abschnitten und bis zu 17°C (und das Anfang November). Schnell noch den Fahrplan der Rothaarbahn gecheckt und der Plan steht.

So stehe ich also morgens um 9 Uhr am Bahnhof in Kreuztal. Das Heximobil parkt nebenan auf dem kostenlosen park&ride-Platz.

Es hat gerade mal 6°C, der Himmel weist alle möglichen Grautöne auf und ich friere.
Die Bahn kommt mit 2 Minuten Verspätung, ich ziehe mein Ticket und suche mir einen Fensterplatz.

Es ist auch mal schön, bekannte Wege nicht selber zu fahren und stattdessen die Gegend zu betrachten. Als die Durchsage "Nächster Halt Hilchenbach" kommt, muss ich innerlich grinsen, da komme ich ja gerade her.

Nun beginnt der schönste Teil der Strecke von Hilchenbach nach Lützel. Der Zug muss einige Höhenmeter überwinden und schlängelt sich kurvenreich durch den Wald bergauf. Ich mag das.

Am Bahnhof Vormwald Zollposten spuckt mich der Zug aus und ich schaue erst einmal zum Himmel. Einige Wolkenlücken sind zu sehen, und es ist auch nicht mehr so kalt. Geht doch.

Am Wanderparkplatz zuppel ich meinen Rucksack kurz zurecht, und dann kann´s auch schon losgehen.

Start am Wanderparkplatz Zollposten mit Blick zur Ginsburg

Es geht in leichter Steigung bergauf, und mir wird angenehm warm. Nach gut 500 m begegnen mir die ersten Wanderer, eine ca 20köpfige Truppe.
Der Weg führt durch Buchenwald, der trotz des trüben Himmels in schönen Farben leuchtet.

Bunter Herbstwald

Ich passiere die Köhlerhütte kurz vor der Ginsberger Heide, und dann bin ich auch schon am Startpunkt des neuen Zuweges.

In der kleinen Köhlerhütte kann gegrillt werden

An der Wandertafel auf dem Giller beginnt/endet der neue RHS-Zuweg (Zeichen: schwarzes. liegendes R auf gelbem Grund

Da der Weg nach Kreuztal keine nennenswerten Steigungen beinhaltet, die mich irgendwie immer aufhalten....*grins*, beschließe ich einen kleinen Abstecher zum Gillerturm. Da war ich über 25 Jahre nicht mehr oben.

Es geht ein kleines Stück an der Straße entlang. Hier oben ist heute wirklich tote Hose. Gestern, am sonnigen Feiertag, war es sicher rappelvoll.

Ginsberger Heide

Der Weg führt wieder in den Wald. Auf einem schmalen Trampelpfad geht es ziemlich buckelig bergauf. Da muss man aufpassen, dass man auf den glitschigen Steinen nicht ausrutscht.

Am Turm angekommen, mache ich mich gleich an den Aufstieg. Mit dem Rucksack auf dem Buckel und die Stöcke an mich gedrückt, ist das auf der schmalen Wendeltreppe ganz schön eng. Oben angekommen, muss ich doch erst einmal tief durchatmen.

Der 1892 erbaute und inzwischen einige Male sanierte Turm auf dem Giller, 15 m hoch

Inzwischen ist auch ein Papa mit seinem ca 5 Jahre alten Söhnchen hier oben angekommen. Gemeinsam genießen wir die, für das Wetter, recht gute Aussicht.

Blick über die Ginsberger Heide Richtung Hilchenbach

Blick Richtung Eisenstraße und Lützel Siedlung

So, genug ausgesichtet, ab nach unten und auf den Weg gemacht.

Der Zubringer verläuft die ersten Kilometer auf dem Jung-Stilling-Rundweg. Ich freue mich, dass ich noch einmal den alten Hohlweg begehen darf.


Geliebter Hohlweg

Kurz vor der Kronprinzeneiche

Es ist schon interessant, wie anders ein bekannter Weg wirkt, geht man ihn in Gegenrichtung und in einer anderen Jahreszeit.

Der im Frühling als nicht so schön empfundene, breite Wirtschaftsweg sieht mit dem Laubstreifen in der Mitte und dem grün bewachsenen Rand gleich viel netter aus.

Welch ein Unterschied zum Frühjahr

Am oberen Weidekampen von Grund zweigt der J-S-Rundweg nach links ab, während ich auf der Höhe bleibe. Hier oben ist es einfach herrlich. Die Heimatfreunde Grund haben hier eine Bank aufgestellt, da muss ich mich einfach mal setzen und die Aussicht genießen.

Ein wundervoller Platz zum Verweilen

Der Weg verläuft in einem großen Bogen am Weidekampen entlang und begeistert mich total. Auch wenn es stellenweise ein wenig nach nassem, faulen Holz müffelt. Aber diese Aussicht, klasse. Im Sommer muss es noch schöner sein. Ich komme aus dem Fotografieren gar nicht raus...

Links blitzen einige Häuser aus Allenbach durch

Schöner alter Baum

Siegerländer Hauberg

Noch ein Hübscher

Am Ende des Weidekampens verläuft mein Weg ein Stück auf dem Kulturhistorischen Lernpfad oberhalb von Ruckersfeld. Das ist ein ca 7 km langer Rundweg mit vielen Schautafeln, auf denen man über das Leben im Siegerland früher informiert wird. Es geht mitten durch echt Siegerländer Hauberg.

Solche Pfade liebe ich

Es folgt ein kurzer Abschnitt über Asphalt, dann geht es durch Fichtenwald bis zum Wanderparkplatz auf der Allenbacher Höhe.

Weg oberhalb von Ruckersfeld

Allenbacher Höhe

Bei Überqueren der Straße muss man hier sehr aufpassen, es ist Tempo 80. Also nicht nur schauen, sondern auch lauschen. Hört man ein Auto, besser warten. Die brettern hier gern mal über die Höhe...auch schneller als 80...

Stimmt !!!

Auf den Weg, der nun vor mir liegt, bin ich sehr gespannt. Bisher war er mir bekannt, jetzt beginnt für mich sogenanntes Neuland.

Zuerst geht es noch ein kleines Stück auf Asphalt, dann zweigt ein Wirtschaftsweg ab. Bisschen matschig und zerfahren. Naja, es ist November, und es hat die Tage noch geregnet. Aber auf der Höhe zu wandern ist einfach nur schön, weil es immer wieder Aussichten gibt. Ich erkenne die Ginsburg als kleines Pünktchen (auf dem Foto kaum zu sehen). Da bin ich ja schon eine gute Strecke gelaufen.

Blick zurück Richtung Giller

Nun beginnt ein leichter Anstieg zur Lichtenhardt. Es geht über eine ehemalige Kyrillfläche. Mittlerweile wächst hier jede Menge Ginster und junge Birken, so wirkt es nicht mehr so trostlos und kahl.

Blick auf Dahlbruch

Hier oben kommt mir ein älteres Paar entgegen. Die beiden erwidern meinen Gruß, und der Opa wünscht mir strahlend  "auch weiterhin einen schönen Marsch". Recht vielen Dank dafür.

Bald darauf geht es wieder durch hohe Fichten. Der "Gipfel" der Lichtenhardt ist kurz darauf erreicht. Dem Namen zur Ehre lässt sich das Licht in Form der Sonne blicken. Übrigens die einzigen Sonnenstrahlen auf dem gesamten Weg.
Aber im richtigen Moment.

Licht auf der Lichtenhardt


Das schönste Bild der Tour

Mit dem Abstieg verschwindet auch die Sonne wieder. Es geht erst leicht, dann etwas steiler den Berg runter. An einer Wegegabel bin ich kurz unsicher, entdecke aber das Wanderzeichen an einem Baum. Hier kommt mir ein Pärchen entgegen. Die beiden joggen den Berg rauf und haben sogar noch Luft für ein fröhliches "Hallo" - beneidenswert.

Nach einer Weile treffe ich wieder auf mehr Spaziergänger, und auch Verkehrsgeräusche sind zu hören. Schließlich erreiche ich die Kredenbacher Höhe und muss wieder eine Straße überqueren. Schauen, lauschen und schnell rüber.
Der kleine Wanderparkplatz ist gut besucht. Ab hier habe ich auch wieder ein "Verfolgerfeld" in Form von zwei sich angeregt unterhaltenden Spaziergängerinnen. Der Weg verläuft nun recht eben, und ich lege ein gutes Marschtempo vor. Abhängen lassen sich die beiden Frauen nicht - flottes Spazieren eben.

Nach gut 1,5 km komme ich an die Wolfsbornquelle. Es heißt, dass hier um 1850 der letzte Wolf gesichtet wurde, daher der Name.

Hier spricht mich ein älteres Paar an und fragt, ob ich denn vom Giller komme, was ich bejahe. Die beiden haben den Weg auch auf ihrem Plan und erkundigen sich interessiert nach der Markierung und wie es so ist. Ich bin voll des Lobes, schon allein die herrlichen Aussichten. Und Rothaarsteig sowie Zubringer sind ja immer verlaufsicher gekennzeichnet. Die beiden sind aus Buschhütten hochgekommen und bemerken, dass ich es ja nun bald geschafft habe.

Naja, ein Stück ist es ja noch. Nun wird erst einmal Rast gemacht. Hier oben gibt es zwei Tische mit Bänken, ich ziehe aber die einzelne Bank direkt an der Quelle vor.

Wolfsbornquelle

Das Bächlein fließt durch einen 60 Jahre alten Buchenwald

Mein Rastplatz an der Quelle

Und weiter geht es. Ein schöner Trampelpfad führt am Rande eines Fichtenwaldstücks entlang. Bei dem grauen Himmel wirkt es ziemlich düster.
In regelmäßigen Abständen stehen alte knorrige Eichen auf dem Weg, wie an einer Linie gewachsen. Das sieht schon ein wenig bizarr aus.
Früher war es üblich, an Gemarkungsgrenzen Eichen zu pflanzen. Der Weg führt auf der Grenze zwischen Kredenbach und Unglinghausen entlang.
Leider ist das Foto der bizarren Schönheiten ziemlich unscharf geworden. Fotografieren bei trübem Himmel muss ich noch üben...

Schöner Trampelpfad, hinten in der Bildmitte eine der alten Eichen

Nicht lange, und ich verlasse den düsteren Abschnitt. Nun geht es wieder über mit Büschen und kleinen Bäumen bewachsene Kyrillfläche.
An einer Wegekreuzung weist ein Schild nach rechts: Panoramabank - 350 m.
Hmmm, ich dachte, die liegt direkt am Weg. Den kleinen Abstecher nehme ich aber mit. Es geht erst leicht, dann etwas steiler den Berg rauf. An der höchsten Stelle wieder ein Schildchen, noch 50 m auf einem Trampelpfad.

Gleich gibt´s was zu gucken....

Auf halben Weg erkenne ich schon, dass die Bank bereits besetzt ist. War zu erwarten. Da ich mich nicht gerne zu fremden Leuten setze, bleibe ich oben- Panorama gibt es hier wirklich genug, auch ohne Sitzgelegenheit.
Es ist wirklich atemberaubend, wie weit man schauen kann. Kreuztal, Ferndorf, der Kindelsberg, die Martinshardt, Kredenbach und Dahlbruch. Wahnsinn, wie schön muss es hier erst an einem sonnigen Tag sein?

Blick über Ferndorf und Kreuztal

...und Kredenbach sowie Dahlbruch

Der kleine Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt, zufrieden mache ich mich wieder an den kleinen Abstieg zum Hauptweg. Zwei Reiterinnen kommen mir entgegen. Hier oben gibt es viele Reiterwege, weswegen man sich nicht über Pferdeäpfel wundern sollte, die hin und wieder mal den Weg zieren.

Es geht nun stetig leicht bergab. Auf der rechten Seite kommt das Ferndorfer Schützenhaus in Sicht. Links befinden sich die "Hohlwege im Fröhningerholz". Es handelt sich um Überreste einer Wegeverbindung vom „Aherhammer“, einem ehemaligen Eisenhammer aus dem 14. Jahrhundert, nach Bottenbach mit Anschluss an die alte Fernstraße von Arnsberg bzw. Olpe nach Siegen. Die Wege habe ich mir vor Jahren schon von der Talseite aus angesehen, sie sind echt beeindruckend. Von oben soll es noch besser sein, es gibt sogar eine Hinweistafel.

Aber die Ernüchterung folgt auf den Fuß. Direkt vor der Tafel scheint ein Wendeplatz für Waldfahrzeuge zu sein. Kein Hinkommen, ohne im Schlamm zu versinken. Das ist ärgerlich, aber nicht zu ändern.

Einer der alten Hohlwege ist leicht zu erkennen

Nun beginnt der Abstieg ins Tal. Über Wirtschaftswege geht hinunter bis an den Ferndorfbach. Hier kommen mir wieder einige Spaziergänger entgegen.


Waldweg entlang des Ferndorfbaches


Ortseingang Ferndorf

Es folgt ein kleines Stück durch Wohngebiet. Hinter einem Spielplatz führt der Weg als kleiner Trampelpfad am Wald entlang. Ab und zu hat man mal Blick über den Ort. Das gefällt mir, so nah an der Stadt und immer noch in der Natur.

Schöner Trampelpfad von Ferndorf nach Kreuztal
Blick über Ferndorf zur Martinshardt

Der Weg endet in der Kreuztaler Leystraße. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Ziel. Ein kurzer Abstieg, und schon ist die Hauptstraße erreicht und der Bahnhof in Sicht.

An der Kreuztaler Feuerwache vorbei geht es zur Hauptstraße

Noch einige Schritte, und ich habe nach gut sieben Stunden (inkl. Bahnfahrt) meinen Ausgangspunkt, den Kreuztaler Bahnhof, wieder erreicht.

Start und Ziel: Der Kulturbahnhof Kreuztal

Fazit: Eine wunderschöne Tour mit vielen herrlichen Aussichten und abwechslungsreicher Natur. Ein Abstecher zum Gillerturm auf der Ginsberger Heide und zur Panoramabank oberhalb von Kredenbach sind absolut zu empfehlen.
Das rothaarsteig-übliche Mobiliar wie Waldsofas und Versperinseln fehlt zwar, aber es gibt reichlich Bänke für die eine oder andere Rast.


 






Montag, 6. Oktober 2014

Auf dem Kindelsbergpfad

Wanderung vom 03.10.2014


Ungefähr sooooooo lange schon steht dieser Rundwanderweg auf meiner Wunschliste, heute ist es endlich soweit. Der Kindelsbergpfad entführt den Wanderer in die Vergangenheit des Siegerländer Bergbaus. Ich freue mich besonders, da ich trotz einem kleinen Handicap starten kann.

Übers letzte Wochenende haben sich bei mir Schmerzen schräg unterhalb des rechten Knies eingestellt. Montagnachmittag war die Stelle dick, rot und sehr warm. Der eilends aufgesuchte Hausarzt stellte eine Venenentzündung fest. Ich bekam eine gute Salbe, ein Rezept für Kompressions(knie)strümpfe (nächste Woche werden meine Beine vermessen) und wichtige Verhaltensregeln mit auf den Weg. Viel laufen, wenig stehen, beim Sitzen das Bein hochlegen und immer schön einen Salbenverband anlegen. Da ich mich brav an alle Regeln gehalten habe, steht dem heutigen Wandertag nichts im Wege. Das Laufen tut richtig gut, auch wenn die Stelle noch sehr berührungsempfindlich ist. Ich hatte ja schon gebangt, bei dem Traumwetter am Feiertag zu Hause sitzen zu müssen.

Seit 8 Uhr bin ich wach und voller Vorfreude. Bandage angelegt, Rucksack gepackt und ab zum Auto. Ich komme zwar wegen meiner akuten Trödelitis erst um 10 Uhr aus dem Haus, der Wanderparkplatz unterhalb der Diakonie in Kredenbach ist aber in 10 Minuten erreicht. Die Jacke kann im Auto bleiben. Es hat zwar nur 12°C, aber die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel und es geht kein Lüftchen.
Dann man los....

Wanderparkplatz unterhalb der Diakonie in Kreuztal-Kredenbach

Der Weg führt durch eine kurze Wohnstraße und geht in einen schönen Wiesenweg über. Hier fällt mir auch ein, meinen GPS-Tracker zu starten. Wann wird das mal richtig klappen...
Es ist ziemlich diesig heute, aber die Aussicht ist dennoch klasse.

Wiesenweg oberhalb von Kredenbach

Der Weg macht ein paar interessante Windungen, dann beginnt das NSG Loher Tal, das man auf herrlichen Trampelpfaden durchwandert.
Drei Weiher passiert man, die treppenartig angelegt wurden. Zwischen dem 15.Jahrhundert und der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts diente ihre Wasserkraft dem Antrieb der Loher Hütte, in der Eisenerz verarbeitet wurde.
Wunderschön spiegelt sich der Wald in dem stillen Gewässer.

Natur pur am Loher Weiher

Wanderpfad durchs NSG Loher Tal

Immer weiter geht es auf schmalen Pfaden bergauf. Der Feiertagsverkehr auf der B 508 wird immer leiser, und bald ist nur noch das Zwitschern der Vögel zu hören.

So macht wandern Spaß

Bald darauf erreiche ich den ehemaligen Steinbruch "Am Witschenberg". Vermutlich wurde hier der Gesteinsabbau für die Industriegebäude Lohe durchgeführt.
Es ist ein gewaltiger Steinbruch gewesen. Der Wanderweg führt mitten durch. Ich habe im Internet schon Bilder gesehen, aber wenn man so in der Mitte steht, kommt man sich wirklich klein vor.
Einziger Schandfleck ist eine Feuerstelle und mindestens 20 leere Bierflaschen, die hier herumliegen. Dafür habe ich kein Verständnis. Wenn man Bier hier hochträgt, kann man später doch die leeren, nun viel leichteren, Pullen wieder mitnehmen.

Zugang zum alten Steinbruch

Warum müssen Menschen immer ihren Müll liegenlassen???

Durch hohe Fichten geht der Weg sacht bergab. Eine Bank am Waldesrand zieht mich magisch an. Es ist zwar noch zu früh für eine Pause, aber dieser Ausblick...
Ich muss mich einfach mal ein paar Minuten setzen und genießen.

Herrlicher Blick Richtung Müsen

Der Weg steigt nun wieder leicht an. Ich liebe die schmalen Trampelpfade, die mit Tannennadeln übersät sind. Und ich entdecke sogar einen Hohlweg, juhuuu. Von der alten Verbindung zwischen Littfeld und Dahlbruch habe ich schon gelesen.

Auf schmalen Pfaden geht es wieder bergauf

Ein alter Hohlweg

Es dauert nicht lang, und ich erreiche das Gelände der ehemaligen Grube Brüche, die erstmals 1722 erwähnt wurde. Heute ist es ein großer Rastplatz mit Tischen und Bänken. Eine Tafel weist auf die Vergangenheit dieses Ortes hin.
Das alte Stollenmundloch wurde liebevoll restauriert und ist nun ein schöner Hingucker.
Hier kommen auch einige Spaziergänger und Jogger vorbei.
Während ich das Stollenmundloch ablichte, klopft mir auf einmal jemand auf die Schulter. Huch, wer da?  Mein ehemaliger Arbeitskollege Stefan ist hier mit seinem Hund unterwegs. Das ist echt witzig, man sieht sich Jahre nicht und trifft sich mitten im Wald wieder. Erstmal eine Runde quatschen.
Ich verabschiede mich bald, denn ich habe ja noch einige Kilometer vor mir.

Das Gelände der ehemaligen Grube Brüche

Der unterste Stolleneingang wurde liebevoll restauriert

Weiter geht es bergan, vorbei am Müsener Weidekampen. Links erscheint durch die Bäume das Schützenhaus. Mein Weg geht rechts runter zum Waldpark Brombach. Das ist ein sehr idyllisches Plätzchen mit Springbrunnen und vielen Bänken. Und es liegt - oh Wunder - mal kein Müll herum. Wahrscheinlich haben die Müsener Schützen ein Auge auf diesen Ort...

Immer dem Kringel nach...

Der Waldpark Brombach unterhalb des Schützenhauses

Springbrunnen im Waldpark

Nach einer Kurve verlässt der Weg den Wald für einen Blick auf Müsen. Friedlich liegt das Dorf mitten in der Natur. Eine Bank läd zum Verweilen ein, aber ich kann ja nicht überall sitzen bleiben, sonst bin ich nachts noch unterwegs. Bin doch eh schon eine Trödel-Wanderin *grins*.
Auf weichem Waldboden steige ich immer weiter auf. Bald kommt die Dächer des Müsener Feriendorfes in Sicht. Viele der Häuser sind dauerhaft bewohnt. Die Leute leben hier wirklich im Paradies. Viel Wald, viel Ruhe, viel Aussicht.
Der Weg macht eine letzte Kurve und ich erreiche die ehemalige Grube Wilder Mann.

Kurzer Fotostop mit Blick auf Müsen

Schöner Spruch auf der kleinen Tafel an der Bank

Oberhalb des Feriendorfes Müsen...

...befindet sich die ehemalige Grube Wilder Mann

Hier kann der Wanderer entscheiden, ob er dem Hauptweg folgt, oder die 300 m längere Variante über die Müsener Klippen folgt. Bei gutem Wetter wird letzteres empfohlen, man sollte allerdings gute Trittsicherheit mitbringen. Wanderstöcke sind auch sehr hilfreich.
Ich entscheide mich für die Klippen. Eine sehr gute Entscheidung. Der Weg macht unheimlich Spaß. Schon nach kurzer Zeit erreicht man den Rand einer alten Halde. Steil geht es runter, also nicht zu dicht ran.
Der Weg verschwindet nun wieder im Wald, es geht auf und ab. Hier kann man den ehemaligen Bergbau noch gut erkennen.
Höhepunkt der Variante ist die ehemalige Grube Stahlberg. Zuerst war es ein Tagebau, später wurden Stollen in den Berg gebaut.

Steiler Abhang, aufpassen beim Fotografieren

Auf und ab im ehemaligen Bergbaugelände

Felsformationen an der ehemaligen Grube Stahlberg

Noch ein kleines Stück auf und ab, dann erreicht man wieder den Hauptweg. Hier treffe ich auch wieder auf andere Wanderer. Heute scheinen sie in Gruppen unterwegs zu sein. Ein wild sabbelndes Grüppchen habe ich hinter mir. Nach knapp 100 m entdecke ich eine Bank mit schönster Aussicht. Ich lasse mich kurz nieder, damit mein "Verfolgerfeld" vorbeiziehen kann. Okay, es ist Feiertag, da sind viele Leute unterwegs, ich darf nicht meckern, pssst. Bin ja schon ruhig...


Ist das nicht schön? Die kleine Wandergruppe hat es gar nicht registriert...

In angenehmer Steigung geht es auf einem etwas breiteren Weg weiter. Hier oben geht auch ein leichtes Lüftchen, und man hört die Blätter fallen.
Kurze Zeit später zeigt ein Wegweiser nach rechts, es wird gleich wieder etwas steiler. Hier kommt mir ein Mountainbiker entgegen, der mich nach dem Weg zum Kindelsberg fragt. Mir einem meiner Wanderstöcke zeige ich auf das Wegezeichen. Hier den Berg rauf, immer schön dem Kringel folgen, noch ungefähr 3 Km bis zum Ziel. Er bedankt sich, und ich mache mich an den Aufstieg. Zwei Minuten später fährt er an mir vorbei. Mann, ist der fit. Ich schiebe mich mit meinen Stöcken vorwärts, und er juckelt locker nach oben.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum ersten "Gipfel". Durch die Bäume kann ich nach einer Kurve schon mein erstes Zwischenziel sehen. Der Gipfel der Martinshardt auf 616 m ist etwas besonderes. Es gibt zwar keine Aussicht, aber neben einer Bank und einem Gipfelkreuz hat es hier sogar ein Gipfelbuch.
Zeit für eine Pause. Ich hole ein Päckchen Apfelsaft aus meinem Rucksack und schmökere etwas im Buch. Wenn ein Büchlein voll ist, wird bald darauf ein neues regensicher in einem Beutel verpackt und in die Metallbox an der Banklehne gesteckt. Das hier hat am 7.September angefangen, und es waren schon eine Menge Wanderer hier. Auch ich hinterlasse freudig einen kurzen Gruß.

Aufstieg zur Martinshardt

Martinshardt auf 616 m, mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch, klasse

Als ich die nächsten Wanderer näher kommen höre, mache ich mich wieder auf den Weg. Nun geht es auf weichem Waldboden bergab, bis zu einer Wegekreuzung. Dort ist der Kindelsberg schon ausgeschildert. Noch einen Kilometer leichter Anstieg. Die ersten Spaziergänger kommen mir entgegen, und bald schon sehe ich den Wanderparkplatz. Hier ist ganz schön Betrieb. Viele Ausflügler fahren hier hoch, gehen eine Runde auf den kurzen Rundwegen spazieren und kehren dann in der Kindelsberg-Gaststätte ein.
Ein letzter Aufstieg auf der Versorgungsstraße, und ich bin auch oben. Ein Duft von deftigem Essen und frischen Waffeln weht hier. Der Biergarten ist rappelvoll und auf dem Spielplatz toben Kinder.

Blick zu den Hilchenbacher Windrädern

Wanderparkplatz am Kindelsberg

Aussichtsturm und Kaiserlinde


Zwei nette Gesellen

Auf eine Turmbesteigung verzichte ich aber. Ich kann mit meinem kranken Bein zwar schmerzfrei bergauf und ab wandern, das tut sogar gut, aber Treppen sind ein Problem. Der Kindelsbergturm ist zwar nur 22 m hoch, hat aber 123 Stufen. Und das noch mit dem Rucksack auf dem Buckel? Da halte ich ja den ganzen Verkehr auf. Lieber nicht. Aussicht gibt es auch so reichlich.

Die besten Bänke kurz unterhalb des Turmes sind zwar besetzt, aber ich entdecke ein gemütliches Waldsofa für eine kleine Rast.
Bei richtig klarem Wetter kann man bis zum Siebengebirge bei Bonn schauen. Aber auch heute ist einigermaßen gute Sicht.

Für eine richtige Weitsicht ist es etwas diesig, aber trotzdem toll
Blick nach Ferndorf

Hier oben sind jede Menge Spaziergänger unterwegs, deshalb mache ich mich bald wieder an den steilen Abstieg.
Erst als der Weg nach links abzweigt, wird es ruhiger. Es schallen zwar noch Stimmen vom Gipfel zu mir runter, aber Leute sind hier keine unterwegs. Der Kindelsbergpfad folgt ein Stück dem Waldschadesweg, einem Rundweg um den Turm. In einigen Abständen informieren Tafeln die Wanderer über die Entstehung von Schäden am hiesigen Wald.
Erst als in einigen 100 m der Wanderparkplatz schon wieder in Sicht kommt, führt mein Wanderzeichen auf einen Pfad rechts in den Wald hinunter. Fast weglos geht es auf weichem Boden steil runter zu den Waldesruh-Hütten an der ehemaligen Grube Gottesegen. Ein hübsches Plätzchen, sogar mit Springbrunnnen.

Eine der Waldesruh-Hütten an der ehemaligen Grube Gottessegen

Wie im Märchen...

Auf meinem weiteren Weg wird es nun wieder richtig ruhig. Der Kindelsberg liegt hinter mir, und es geht auf einem Waldweg weiter. Die Sonnenstrahlen scheinen durch die hohen Fichten und die Luft riecht herrlich würzig.
Nach einer Viertelstunde erreiche ich den kleinen Rastplatz Wilhelmsruh. Dieser wurde im Jahre 1932 von jungen Männern des freiwilligen Arbeitsdienstes angelegt. Die Jungs haben mit Hacke und Schaufel schwerste Arbeit verrichtet und Waldwege gebaut. An dieser Stelle errichteten sie eine kleine Trockensteinmauer und benannten den Platz nach ihrem Anführer Wilhelm Münker. Auf einer Tafel ist ein Bild der Truppe beim Bau dieses Platzes zu sehen.

Rastplatz Wilhelmsruh

Wieder führt der Weg steil den Berg runter, wer den Kindelsbergpfad im Uhrzeigersinn laufen möchte, muss ganz schön knackige Anstiege bewältigen.

Am Wegesrand tauchen nun immer wieder alte Gruben und Stolleneingänge auf, von denen aber nicht mehr allzu viel zu sehen ist. Eine kleine Tafel mit dem Namen der Grube, der Nummer der Wegestation und einem Code, den man mit dem Smartphone auslesen kann, steht am Wegesrand.

Einer der vielen alten Stolleneingänge an Weg.


Nach einer großen Rechtskurve öffnet sich der Wald und gibt noch einmal einen schönen Blick auf den Kindelsberg frei. Es ist die ehemalige Grube Sonnenberg. Vom Rastplatz Sonnenberger Rötsche ist ist die Turmspitze zu sehen. Auf meinem Foto erkennt man aber eher die Spitze des Fernmeldeturmes daneben.*grins*

Blick von der Sonnenberger Rötsche zum Kindelsberg


Hier bin ich auch einmal kurz unsicher, welchen Weg ich gehen muss, entdecke aber schnell den Kringel an einem Baum. Der Weg führt ziemlich eben durch Mischwald und lässt ab und zu mal einen Blick ins Tal zu.

Immer wieder wird der Wanderer nach kurzen Wirtschaftsweg-Abschnitten auf Trampelpfade geführt, die mehr oder weniger steil den Berg herunterführen. Am Ende eines solchen Singletrails befindet sich die Martinshütte, erbaut auf der Halde der ehemaligen Grube Abraham. Scheint heute bewohnt zu sein, ich höre Stimmen und rieche Grillanzünder. Kurz vor der Hütte biege ich aber nach links ab.

Die Martinshütte nahe der ehem. Grube Abraham

Es dauert auch gar nicht lange bis zum nächsten Bergbaurelikt. Die ehemalige Grube Theodora samt Hüttchen. Leider finde ich keine Möglichkeit, mir den restaurierten Stolleneingang anzusehen. Ein Foto von oben muss reichen...

Der Stolleneingang zur ehem. Grube Theodora befindet sich auf dem Foto unten mittig.

Der Weg führt auf grobem Schotter weiter gerade aus. Bald darauf zweigt die Variante durch das Tal des Zitzenbaches ab. Obwohl die meisten Wanderer diese Variante als wunderschön beschreiben, bleibe ich auf dem Hauptweg.
Folgt doch bald die Station Jungbrunnen. Schon als Kind haben mich Quellen immer magisch angezogen.

Es dauert auch gar nicht mehr lang, und der Wegweiser zur Quelle steht am Wegesrand. Sehr lustig gemacht, mit Bildern, wie man vor und nach der Jungbrunnen-Kur aussieht. Ein kleines Treppchen führt die Böschung rauf, dann sind es noch ca 5 Meter bis zur Quelle. Der Bereich um den Jungbrunnen wurde von der SGV renaturiert. Allerdings fließt heute nur eine kleines Rinnsal aus dem mit Steinen umgebenen Rohr.

Zum Jungbrunnen bitte hier entlang
Der Jungbrunnen

Ich mache mich wieder auf den Weg, der immer weiter oberhalb des Zitzenbach-Tales herführt. Schließlich zweigt ein Trampelpfad rechts ab. Durch Buchenwald geht es talwärts, hier ist der Herbst schon angekommen.

Es scheint hier ein regelrechts Trampelpfad-Netz zu geben, sehr interessant. Aber das Wanderzeichen ist in gut sichtbaren Abständen an den Bäumen zu sehen.
Der Pfad endet oberhalb von Ferndorf am Rande eines Wohngebietes, verschwindet aber gleich wieder im Wald. Hier treffe ich auch wieder auf erste Spaziergänger.
Als ich das nächste Mal aus dem Wald komme, befinde ich mich bereits auf dem freien Stück zwischen Ferndorf und Kredenbach. Es ist ein schöner Blick ins herbstliche Ferndorftal. Ich kann einer Bank nicht widerstehen und mache ein letztes Päuschen.

Abstieg durch herbstlichen Buchenwald

Auf Trampelpfaden zurück nach Kredenbach

Kredenbach im Ferndorftal

Der Herbst ist da

Ein letztes Mal verschwindet der Weg im Wald. Nun ist es nicht mehr weit. Eine Tafel weist auf das Naturschutzgebiet Loher Wald hin. Bald schon kann ich die Diakonie durch die Bäume erkennen und nach 7 Stunden bin ich wieder bei meinem Auto.

Die letzten Meter zum Wanderparkplatz

Fazit: Ein wunderschöner Rundwanderweg mit herrlichen Ausblicken und viel Geschichte. Die Markierung ist vorbildlich und verlaufsicher. Der Weg wird mit 5 Stunden Gehzeit angegeben, man sollte aber mehr einplanen, da es sehr viel zu entdecken gibt. Ein richtiges Highlight ist die Runde über die Müsener Klippen.

Hier geht es zur Infoseite zum Kindelsbergpfad:
http://www.kreuztal.de/stadtinfo-tourismus-freizeit/tourismus/kindelsbergpfad/

Ich bitte, die kleine Lücke in meiner Track-Aufzeichnung zu entschuldigen. Aber wieder beim Auto angekommen, hatte ich einfach keine Lust mehr, das Stück bis zum Wiesenweg anzuhängen.