Montag, 13. April 2015

Historischer Rundweg Achenbach

Wanderung vom 12.04.2015


Endlich wieder wandern. Den Winter über habe ich mir eine Wunsch-Wanderliste per Exel erstellt, damit ich nicht vergesse, wo ich noch wandern möchte.

Der heutige Tag verspricht viel Sonne und bis zu 16°C. Perfekt, um meine persönliche Wandersaison zu starten.

Ich habe mir den historischen Rundweg Achenbach ausgesucht, ein etwas über 11 Km langen Themenweg, der im Siegener Stadtteil Achenbach beginnt. "Von der La-Tene-Zeit in die Moderne", das Motto verspricht viel Abwechslung, und die Bilder in der Wegbeschreibung lassen auf einen Tag in schöner Natur hoffen.

Um viertel vor 10 fahre ich auf den Parkplatz des Edeka-Marktes in Achenbach, direkt gegenüber des Wanderportals. Mein neuer Rucksack sitzt perfekt, also Stöcke geschnappt und über die Straße.

Der Weg beginnt an der Gedenkstätte für die belgische Garnison, die bis 1991 in Siegen stationiert war.

Ein Tor zur ehemaligen belgischen Kaserne, dahinter der Gedenkstein

Wegbeschreibung auf der ersten Infotafel

Nach kurzer Information marschiere ich los. Es geht ein Stück an der Hauptstraße in Richtung Alt-Achenbach entlang. Kaum Verkehr, wenig los, ein richtiger Sonntagmorgen.

Im Hintergrund ist schon der Abzweig des Weges nach oben zu sehen.

Nach knapp 300 Metern Straße biegt der Wanderweg nach rechts oben ab. Nur wenige Meter, und die nächste Station ist erreicht. Die Friedenskirche, Schenkung einer amerikanischen Gemeinde nach dem Krieg. Sie stand zuerst dort, wo heute die Siegerlandhalle steht und wurde nach dem Bau derselben hier in Achenbach wieder aufgestellt.

Friedenskirche

Unterhalb der Kirche hat man einen Blick nach Achenbach

Auf einem Waldpfad geht es weiter. Viele Hundebesitzer nutzen diesen Weg für eine Runde mit ihren Vierbeinern.

Es geht hier am Engsbachtal entlang. Hier am Hang fanden Archäologen 1933 und 1934 die ersten Schmelzöfen im Siegerland, was auf einen vorgeschichtlichen Hüttenbetrieb schließt. Viele der sogenannten Rennöfen wurden ausgegraben. Einer ist im Siegerland-Museum im oberen Schloss zu bewundern.

Einen solchen Ofen hat man hier am Weg originalgetreu nachgebaut. Himweistafeln in formieren über den damaligen Betrieb eines solchen Ofens. Sehr interessant.

Nachbau eines Rennofens aus vorgeschichtlicher Zeit

Der Weg steigt angenehm an, und so langsam lässt der Geräuschpegel der Autos nach. Vogelgezwitscher dominiert, die gefiederten Sänger geben wirklich alles an diesem sonnigen Sonntagmorgen. Ich finde es herrlich.

Auf einmal zweigt der Weg nach links ab. Man wird in das steile Ufer des Engsbach geleitet. Auf einem Trampelpfad geht es am Bach entlang. Super.

Steil geht es runter an den Bach

Wildes Engsbachtal

Schließlich steigt man wieder auf den Weg auf. Inzwischen ist mir eine vierköpfige Spaziergängergruppe auf den Fersen, ich kann sie am Bach hören.

Am rechten Wegesrand erinnert eine kleine Gedenkstätte an einen belgischen Soldaten, der während eines Geländelaufes an dieser Stelle am Sekundentod starb. Auf der anderen Seiten informiert eine Tafel über die Eisenverhüttung vergangener Zeiten. Während ich lese, zieht mein Verfolgerfeld vorbei.

Der Weg steigt nun etwas steiler an. Ich erreiche eine Wegekreuzung, an der eine Bank steht. Kurz setzen, Stille genießen und Abstand zu den Spaziergängern vergrößern.

Okay, weiter geht es. Immer noch leicht bergan durch hohen Fichtenwald. Nicht lange, und ich bin oben. Hektisches Stockgeklapper von hinten kündigt Nordic-Walker an, die mit einem "Hallo" an mir vorbei ziehen und flott den Weg abwärts marschieren. Ich schlendere hinterher und schaue auf irgendwelche Betonbauten hinter einem Zaun. Sollte das der ehemalige Schießstand der deutschen Wehrmacht sein, der nun zu einer Erholungsanlage umgebaut wird? Sollte ich nicht unterhalb davon vorbeilaufen? Ich meine, auf der Karte im Internet war das so.
Am Ende des Weges merke ich dann auch, dass hier keine Wanderzeichen mehr zu sehen sind.
Schön, ohne Verlaufer wird es bei mir wohl nie gehen. Also zurück - marsch, marsch, jeder Gang macht schlank. Sind ja nur knapp 500 m.

Allerdings hätte ich dann auch nicht den Gruß an die Wanderer gesehen, den jemand auf einem Baumstupf hinterlassen hat.


Weihnachtlich-österlicher Gruß an die Wanderer

Wieder zurück auf der kleinen Anhöhe entdecke ich auch mein Wanderzeichen wieder, das gut sichtbar nach rechts zeigt. Merke: Nicht den Walkern hinterher laufen, sondern Wegezeichen gucken....

Es geht auf einem ebenen Weg weiter, links Laubwald, rechts Nadelwald. Nach nur wenigen Metern erreiche ich die neue Straße am Rande der Siedlung am Fischbacher Berg. Hier wurde die Wegführung leicht geändert. Normalerweise ginge es kurz die Straße entlang und dann wieder auf einen Waldweg. Jetzt aber wird der Wanderer direkt in den Wald geleitet. Man kürzt quasi ab und läuft fast weglos durch hohe Laubbäume. Witzig.

 
Es geht mitten durch den noch kahlen Wald.


Gegenüber einer Kleingartenanlage komme ich wieder auf den Weg und schaue zurück. Sieht schon lustig aus. Man könnte meinen, die Wanderer irren durch den Wald, weil der Weg kaum zu erkennen ist.


Durch den Wald ist die Straße zum ehemaligen Schießstand zu erkennen.

Am Rande einer Kleingartenkolonie geht es normal weiter

Am Ende der Kleingartenkolonie geht es im Zick-Zack auf einen schönen Waldweg. Der Abstieg ins Numbachtal beginnt, und das ist richtig toll. Menschliche Geräusche sind nicht mehr zu hören. Links plätschert der Numbach, und viele Vögel zwitschern. Ich höre sogar einen Specht klopfen, kann ihn aber nicht sehen. Natur pur, Genuss pur.

Der Numbach begleitet den Wanderer ins Tal

Genuss für Augen und Ohren

Nach einer Weile wird der Weg ziemlich matschig. Ich bin dankbar für meine Wanderstöcke, sie helfen mir dabei,  am schmalen Wegesrand entlang zu gehen. An einer Stelle hat sogar jemand große Steine in den Matsch gelegt, als Hilfe. Trotzdem ist es immer noch wunderbar.
Es hat schon etwas von Abenteuer, als ich auch noch unter einem umgestürzten Baum durch gehe.

Abenteuer-Passage

Nach kurzer Zeit wird der Weg wieder trockener, und ich erreiche eine Kreuzung mit Bank. Ich setze mich kurz in und versuche, mit den Stockspitzen den Matsch von den Schuhen zu kratzen. Klappt nicht wirklich gut, aber der Weg ist mit Gras bewachsen, da werden die Schuhe sicher wieder sauber.

Blick zurück von der Bank aus

Matsche-Füße

Auf die Idee, im seichten Bachbett zu waten, komme ich nicht.....

Der Weg geht weiter oberhalb des Numbaches. Auf einmal kommen Häuser in Sicht, die Numbach-Siedlung. Man braucht aber nicht durch Wohngebiet laufen, sondern wird über eine Brücke über den Bach geleitet, um dann auf einer Wiese weiter zum Wald zu gehen. Das gefällt mir sehr gut.

Auf der Brücke über den Numbach

Über die Wiese zum Wald

Der Weg endet an einem Wanderparkplatz. Nur wenige Schritte über Asphalt, und ich bin wieder auf einem Wirtschaftsweg.
Es geht nun wieder stetig bergauf, der Buberg wartet.

Nun sind auch wieder Autos zu hören, die im Tal von Siegen Richtung Autobahnauffahrt Freudenberg und zurück fahren. Viel los an diesem sonnigen Tag. Ab und zu kann ich durch die noch kahlen Bäume auch mal einen Blick auf Truppbach erhaschen

Angenehmer Anstieg auf den Bubrerg

Sicht auf Truppbach

Immer höher geht es den Berg rauf, und bald dominieren wieder die Geräusche der Natur. Die Sonne scheint mir auf den Pelz, es weht ein laues Lüftchen, und ich könnte gerade singen, so wohl fühle ich mich.

Im Sommer wird man diese Aussicht nicht haben

Hier macht wandern richtig Spaß

Bald wechselt der Wald, und es geht durch historischen, teilweise noch bewirtschafteten Siegerländer Hauberg. Hier begegnen mir auch die ersten Wanderer seit den Nordic-Walkern. Ein Paar hat die Stöcke beiseite gelegt und schaut aufs Smartphone, um sich zu orientieren. Ein kurzer Gruß, und ich bin wieder allein.

Echt Siegerländer Hauberg

So langsam signalisiert mir mein Magen, dass er Hunger hat. Na, wir sind bestimmt bald oben und werden eine Bank finden.

Aber noch geht es sanft bergauf. Es wechselt wieder zu hohem Nadelwald. An einem Abzweig weist eine Hinweistafel darauf hin, dass man ab jetzt ein Stück Jakobsweg geht, auf der alten Route von Marburg nach Köln. Ein wundervoller Weg.

Ab hier geht es auf dem Jakobsweg weiter

So kann man das Wandern genießen

Ein gelber laminierter Zettel an einem Baum weist den Wanderer auf einen historischen Grenzstein hin. Den würde man sonst wirklich übersehen.

Ein sehr alter Grenzstein direkt am Weg

Bald darauf geht es wieder durch ein Stück Hauberg. Eine weitere Hinweistafel taucht am Wegesrand auf und informiert den Wanderer, dass er in 300 m die höchste Stelle des Weges erreicht, den starken Buberg auf 431 m Höhe. Es gibt Fernsichten auf die Truppbacher Heide und die Siegtalbrücke, höchste Brücke der A 45.
Ich freu mich wie Bolle. Aussicht, Bank, Pause, Hunger....

An einem Wasserhäuschen knickt der Weg nach links ab, und ich kann schon die Freifläche unter einer Hochspannungsleitung entdecken. Naja, so ganz frei ist sie nicht, Ginsterbüsche sind schon gut hoch gewachsen. Aber ein Weg unterhalb der Strommasten sorgt dennoch für die versprochene Aussicht.


Blick vom starken Buberg (431 m)...

...auf die Siegtalbrücke in der Bildmitte

Das ist wirklich schön. Aber eine Bank suche ich vergeblich, die gibt es hier oben nicht. Schade, würde Sinn machen. Für ein Picknick auf der Wiese ist mir der Boden noch zu kalt.
Also weiter....

Es geht nun wieder leicht bergab. Ein neues Geräusch gesellt sich zum Vogelzwitschern. Die Autobahn ist ganz in der Nähe, ordentlich Verkehr auf der A 45. Das gibt aber Punktabzug in der B-Note.

Aber ich bekomme endlich meine Bank mit Aussicht Richtung Freudenberg. Große Freude auch bei mir. An einer Wegekreuzung steht sie und wird gleich in Beschlag genommen. Das tut gut. Da stört sogar das Brummen auf der A 45 nicht so arg.

Rastplatz mit Aussicht

Picknick auf der lang herbeigesehnten Bank

Witzig ist es schon. Die ganze Zeit begegnet mir keine Menschenseele. Jetzt, wo ich hier sitze, ziehen sie in Scharen vorbei. Spaziergänger von rechts, Mountainbiker von links, Jogger von rechts, Wanderer von links. Ich komme aus dem Grüßen gar nicht raus.

Nach einer guten halben Stunde packe ich mein Zeug auch wieder ein. Die Bank steht im Schatten, und es weht ein gutes Lüftchen. Sogar meine Finger sind schon ziemlich kalt.

Auf dem Höhenweg geht es weiter, ein sehr schöner Weg.

Wander- und Pilgerweg in einem
 
Ein schöner Höhenweg



Bevor der Lärm von der Autobahn zu laut wird, knickt der Weg scharf nach links ab und geht etwas steiler bergab. Es wird wieder etwas ruhiger. Man kreuzt den Europäischen Fernwanderweg E 1 und erreicht bald darauf die Quelle des Achenbaches. Ohne das auffällige Hinweisschild würde man sie glatt übersehen.

Klein aber fein, die Achenbach-Quelle
 
Über der Quelle

Am Wegesrand liegen einige vermooste Baumstämme. Sie sind mit Pilzen bewachsen und schön anzusehen. Ich versuche mich auch mal als Naturfotografin.

Stillleben in Pilz

Noch ein großer Bogen, und der Weg verlässt den Wald. Über Wiesen geht es weiter, den Siegener Fernsehturm im Blick. Hier wird der Wanderer auch wieder mit Bänken verwöhnt.

Aus dem Wald geht es über frisches Grün

Gegenüber einer Bank hängt ein kleines Kästchen an einem Baum. Ich muss mich schon ganz schön lang machen, um den Text zu lesen. Ein friedlicher Platz zum Innehalten.

Am Ende der Wiese befindet sich ein schöner Rastplatz

.....

Der Weg führt nun wieder am Wald entlang Richtung Großenbachtal. Auch dort gibt es einen wunderschönen Platz zum Rasten. Man passiert die Großenbachquelle, die nun wirklich nicht zu übersehen ist...


Rastplatz mit Blick ins Tal

Großenbach-Quelle
 
Das Großenbachtal


In einem großen Bogen umwandert man dieses Schöne Tal und erreicht bald darauf die ersten Häuser von Achenbach.
Hier mogele ich unbewusst. Ich hätte links in den Wald abbiegen müssen. Das ist mir erst daheim aufgefallen, als ich meine aufgezeichnete Strecke mit dem Original verglichen habe.

Ortseingang von Achenbach, die offizielle Wegführung geht links durch den Wald...

Aber das macht nichts. Es macht Freude, durch Achenbach zu laufen. Stadtnah und trotzdem dörflich und ruhig und soviel Natur umzu. Hier könnte ich auch leben.

Weg durch das schöne Dorf

Das ich trotzdem richtig bin, bemerke ich, als die alte Schule in Sicht kommt. Hier gibt es auch wieder Wanderzeichen.
Der Weg führt ein kleines Stück an der Hauptstraße entlang, die man an der Ampel überqueren muss. Danach geht es auf einem Fußweg durch das Tal, fern der Hauptstraße. Man meint wirklich nicht, dass man noch im Ort ist.

Die alte Schule an der Haupstraße

Fußweg zwischen Hauptstraße (links) und Wohnhäusern (rechts)

Schließlich holt einen die Moderne wieder ein, als am Hang das Architekten-Haus "Sky-Cube" auftaucht. Das passt so gar nicht ins Ortsbild...

Sehr modern, der Sky-Cube

Unter dem Haus führt der Weg wunderschön weiter bis zum Ortsteil Achenbach-Furt. Eine Furt ist eine seichte Stelle in einem Bach, an der Fuhrwerke durchfahren können. So etwas hat es früher hier gegeben, daher wohl der Name.
Auf der anderen Straßenseite steht die Sieges-Eiche, die 1871 gepflanzt wurde.

Bachlauf unterhalb des Sky-Cube

Der Weg erlaubt Einblicke in die Gärten der Anwohner

Die prächtige Sieges-Eiche

Die Straße führt den Berg hinauf auf die Hauptstraße und bietet noch Blicke über Achenbach.

Autobahnzubringer zur A 45

Blick zurück
Wieder an der Hauptstraße, ist es nicht mehr weit bis zum Parkplatz. Nach gut 4,5 Stunden bin ich zurück beim Auto.

Die letzten Meter zum Parkplatz


Blick vom Parkplatz über den Kreisel Richtung Siegen




Fazit: Ein herrlicher Wanderweg durch abwechslungsreiche Natur mit einigen wunderbaren Ausblicken. Die Hinweistafeln sind sehr interessant und kurzweilig zu lesen. Sehr empfehlenswert.

Hier gibt es alle Hinweise zum Weg:

http://www.siegen-achenbach.de/der-heimatverein/projekte/historischer-wanderweg/