Montag, 22. Juni 2015

Große Runde zur Ginsburg

Wanderung vom 12.06.2015


Für den heutigen Tag ist viel Sonne und viel warm gemeldet, mein absolutes Lieblings-Wanderwetter. Nur über die Route bin ich mir noch nicht einig. Es soll auf jeden Fall mal eine etwas längere Tour werden.

Von Hilchenbach nach Erndtebrück würde sich anbieten, da habe ich mir schon eine 18 km-Strecke gebastelt. Allerdings geht es von Lützel an zwar schön an der Eder entlang, aber die B 62 ist immer in Hörweite. Und an einem Freitag ist dort ordentlich Verkehr.

Andererseits gibt es auf der ersten Hälfte der Strecke einiges, was ich uuuuunbedingt sehen will. Zum einen die im letzten Jahr renaturierte Ferndorfquelle. Zum anderen einige Hohlwege, die auf TIM online gut zu sehen sind. Außerdem liegt ein Cache da oben.

Jahaaa, Hexchen goes Geocaching. Ich habe mich im Winter durch das Thema gelesen und dachte mir, warum nicht mal probieren? Wandern wird immer an erster Stelle stehen, aber wenn zufällig ein Cache am Weg versteckt ist...

Theorie okay, Praxis, ups. Ich habe mich zwar schon auf einer GC-Seite registriert und auch schon eine passende App auf dem Handy, aber noch nicht  probiert. Egal, Versuch macht kluch.

Und so stehe ich bereits um viertel nach acht vor der Haustür und lasse meinen kleinen Tracker Satelliten suchen. Dann man los...

Noch keine 500 m von zu Hause weg, zücke ich schon meine Kamera. Warum nicht auch mal das Heimatstädtchen ablichten?

Blick auf die Hilchenbacher Kirche, links das Rathaus

Die Sonne hat schon gut Kraft, aber ein leichtes Lüftchen sorgt für angenehmes Klima.

Der erste Anstieg lässt auch nicht lange auf sich warten. An der Wilhelmsburg geht es teilweise steil hoch. Wer hier wohnt, hat einen wunderbaren Ausblick.

Strammer Anstieg mit Ausblick

Oben angekommen, geht es auf einem Wiesenweg weiter. Obwohl schon gemäht und abgefahren wurde, liegt immer noch ein Duft von frischem Heu in der Luft. Ich liebe das, es riecht nach Sommer.

Und dieser Ausblick. Obwohl es etwas diesig ist, sieht der Rothaarkamm einfach toll aus. Ich freue mich, nachher dort oben zu laufen.


Bis dort oben hin dauert es noch eine ganze Weile

An der Bank im Schatten zweige ich nach links ab. Nun geht es am Steimel entlang Richtung Helberhausen. Bald öffnet sich der Wald und man kann das Tal überblicken. Eine leuchtend rote Bank läd zum Hinsetzen ein.


Helberhausen, erst Urlaubsort, dann unser erstes zu Hause im Siegerland

Während der Weg weiter ins Dorf führt, geht es für mich auf einem Trampelpfad weiter. Ich liebe solche Wege durch die Natur.


Trampelpfad ins Tal...

...mit wundervoller Aussicht

Der Pfad führt hinunter in das Tal der Bäche. Ideal für einen netten Morgen- oder Nachmittagsspaziergang. Bisher ist mir aber noch kein Mensch begegnet. Ich genieße das kurze Stück durchs Tal, denn gleich geht es noch einmal etwas steiler den Berg rauf.


Das wunderschöne Bächetal

Es dauert nicht lang bis zum Abzweig nach links. Auf weichem Waldboden und mit einem Blätterdach als Sonnenschutz geht es den Berg rauf. Da ich hier schon einmal hochgestiefelt bin, kommt es mir auch nicht so lang vor.
Und schon stehe ich auf der Hochwaldstraße, auf der es bis zum Rothaarkamm weiter geht. Jetzt heißt es, Augen auf, Hohlwegalarm.
Westlich des Spiel- und Rastplatzes Burgseifen kann man noch jede Menge alter Handelsstraßen erkennen. Mehr oder weniger tief sind sie gut zu sehen.
Schon lang, bevor die Hochwaldstraße asphaltiert wurde, herrschte hier reger Verkehr.
Man braucht nur von der Straße aus mal ein paar Schritte in den Wald gehen.

Nicht ganz so tiefer Hohlweg neben der Straße

Schöner tiefer Abschnitt oberhalb des Festplatzes

Für mich ein richtiges Hohlweg-Paradies. Ein besonders schöner Weg führt direkt links neben der Straße bergauf. Leider ziemlich zugewuchert und nicht zu sehen. Aber ein Stück weiter oben zeigt er sich dann.


Vor mehreren hundert Jahren war dort unten viel los.

Der Weg nähert sich der Straße, von der er überbaut wurde. Aber es ist schon toll. Wie oft sind wir früher hier hoch und runter gewandert, ohne zu wissen, dass es direkt neben der Straße historische Wege gibt.

Nach wenigen Minuten bin ich dann auch fast oben. Wie wohl die neue Ferndorfquelle "live" aussieht? Die wenigen Bilder im Internet wirkten ziemlich erschreckend.

Der erste Blick ist dann doch recht gewöhnungsbedürftig. Früher sah die Quelle von der Straße richtig romantisch aus, so mitten zwischen den Bäumen. Die kleine Plattform, die Bank, da werden Erinnerungen wach.

Jetzt ist es eine richtige Lichtung, da einige Bäume gefällt wurden. Die Bank gibt es nicht mehr, die Plattform wurde auch abgerissen. Stattdessen wurde über der freigelegten Quelle ein "Nest" gebaut, ein Aussichtsplatz.


"Aussichtsnest" über dem Quellbereich

Es ist schon nett gemacht, aber ich fand´s vorher schöner. Naja, mal näher betrachten.

Aber, Momentchen, hier war doch noch etwas. Stichwort Geocaching...

Ich habe nur noch den Tipp in der Beschreibung im Kopf und blicke mich ein wenig um. Und mir fällt tatsächlich etwas ins Auge.
Nur wenige Sekunden später halte ich meinen ersten Cache in den Händen. Das ist mal pures Anfängerglück. Zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle stehen geblieben und in die richtige Richtung geschaut. Stolz wie Bolle trage ich meinen (Cache-)Namen und das Datum in das kleine Logbüchlein ein, dazu noch der Vermerk "no trade". Das war ja mein erster Versuch, und so habe ich noch nichts zum tauschen dabei. Schnell kommt der Schatz wieder an seinen Platz, und auch die Tarnung wird so drapiert, wie ich es vorgefunden habe. Perfekt.

Nun aber weiter zur Quelle.

Man sieht der Natur den Eingriff immer noch an. Im Nest komme ich mir vor wie ein Adlerjunges in seinem Horst.


Ein riesiges Adlernest

Unterhalb des Nestes fließt das Ferndorfwasser an mehreren Stellen aus dem Fels

In einem Zeitungsbericht wurde bemängelt, dass man nun nicht mehr ans Wasser kommt. Kommt man aber. Neben dem Nest kann man absteigen und sogar einen kleinen Becher mit frischem Quellwasser füllen.

Originell ist das Quellentelefon. Was aussieht wie eine Outdoordusche für verschwitzte Wanderer, ist ein Hörrohr. Legt man sein Ohr daran, kann man es leise gluckern hören. Ich hätte es allerdings braun lackiert, passt besser zum Nest.


Das Quellentelefon

Ich mache mich wieder auf den Weg. Es geht nämlich historisch weiter. Oberhalb der Quelle, an der Straße, steht eine Tafel, die den Wanderer über Landwehren informiert. Es ist ja von hier aus nicht mehr weit bis zur Grenze.

Etwas kleiner steht noch darunter, dass man sich hier am ehemaligen Helberhäuser Schlag befindet, an dem die wichtige Handelsstraße von Hilchenbach nach Wingeshausen kontrolliert wurde. Schaut man sich dann um, fällt erstmal nichts besonderes auf. Die hätten ja noch dazu schreiben können, wo der alte Hohlweg verläuft.

Etwas oberhalb der Tafel steht eine Bank neben einem Gedenkstein. Früher musste man die Böschung raufkraxeln, mittlerweile gibt es eine kleine Treppe mit Geländer. Gut gemacht.

Steht man jetzt vor der Bank, befindet sich rechts daneben der alte Hohlweg (wenn man auf der Bank sitzt, dann links)


Der alte Handelsweg nach Wingeshausen

Eine kleine Pause lege ich auf der Bank auch ein. Schön, hier oben zu sitzen. Ein Mountainbiker radelt vorbei, der erste Mensch, den ich heute zu sehen kriege.

Bald darauf zieht es mich weiter. Nun geht es auf den Rothaarsteig. Diesen Weg sind wir früher sehr oft gewandert. Eine Strecke mit vielen Kindheitserinnerungen.


Rothaarsteig Richtung Giller

Nicht ganz so tiefer Hohlweg neben dem Hauptweg

Heute ist gar nichts los hier, man merkt, dass es in der Woche und außerhalb der Ferien ist. An einem Sonntag wären mir schon viele Wanderer und Radfahrer begegnet. Heute habe ich den Weg für mich allein.

Die Sonne hat inzwischen ordentlich zugelegt. Kyrill hat hier einiges abgeräumt, dennoch ist die Natur schön anzusehen. Nur der Weg ist nicht mehr so toll, eine richtige Schotterpiste. Ich ziehe mein Tempo etwas an, Kilometer fressen sagen manche dazu.


Landschaft hui - Weg pfui....Premiumwanderweg Rothaarsteig....

Mit flottem Tempo erreiche ich schnell den Giller. Wird langsam Zeit, mir einen Platz für meine Mittagsrast zu suchen und zu überlegen, wie es nun weitergeht.

Vielleicht doch bis Erndtebrück und mit dem Zug nach Hause? Oder nur bis zum Haltepunkt Lützel?


Barfuß-Parcours auf dem Giller


Ginsberger Heide


Netter Rastplatz, aber zu heiß heute

Ich bekomme Lust, die Ginsburg zu besuchen. Ist ja auch schon wieder einige Jahre her. Und so formt sich ein Plan. Mittagspause an der Burg, und dann über einen Teil des Jung-Stilling-Weges und dem Hilchenbacher Höhenring zurück nach Hause. Ja, so ist es perfekt.


Die Köhlerhütte im Frühsommer

Gut gelaunt marschiere ich den schönen Waldweg zur Burg. Zwei Herren kommen mir entgegen, die zum Fotografieren an der Burg waren.

Die Ginsburg-Stube hat geöffnet, aber der Biergarten ist noch leer. Eine herrliche Ruhe hier oben. Eine Bank im Schatten ist schnell gefunden. Pause, Beine ausstrecken, wohlfühlen.


Oh ja, den habe ich heute

Nach einer guten halben Stunde packe ich mein Picknick zusammen und stecke mir ein wenig Kleingeld in die Tasche. Beim Betreten des Turmes wird um eine kleine Spende zur Erhaltung der Burg gebeten, dem komme ich gerne nach.
Nur noch die breite Wendeltreppe rauf, dann kann man die Aussicht genießen. Bei diesem Wetterchen ist das natürlich top.


Könnte mal einen neuen Anstrich vertragen.

Hilchenbach

So, genug geschaut, ab nach unten.

Auf dem Weg zum Zollposten überholt mich ein Mountainbiker, der zweite Mensch, der mir heute begegnet. Ich habe den Weg für mich allein und genieße die herrliche Natur.


Gewaltige Baumwurzeln

Spinnen WG

Und natürlich ein Hohlweg...

Ich überquere die B 508, passiere den Zollposten und verschwinde wieder im Wald.
Auf schönen Pfaden und Wegen geht es abwechselnd durch Laub- und Nadelwald. Es duftet so gut nach warmen Holz. Bald ist von der Straße nichts mehr zu hören. Dass die Trasse der Rothaarbahn ganz in der Nähe verläuft, hört man nur, wenn mal ein Zug vorbeifährt. Unter der Woche einmal stündlich, am Wochenende aller zwei Stunden.
Es ist richtiges Genusswandern.


Schöner Trampelpfad

Bahnstrecke Richtung Zollposten

Es duftet herrlich nach Wald

 
 
Der Weg führt über den Rehberg und dann angenehm bergab. Ein kurzes Päuschen auf einer Bank am Weg lege ich noch ein. Es ist schön, hier zu sitzen und der Natur zu lauschen. Erst als die Rothaarbahn sich mit einem Tuten ankündigt, marschiere ich weiter.


Bank in der Nähe der Bahntrasse

Das wäre ein netter Picknickplatz

Bald darauf erreiche ich die Wegespinne, an der auch das Gebiet des Hilchenbacher Ruheforstes beginnt. Ein wunderbarer Ort für die letzte Ruhe. Hier möchte ich auch gerne ankommen, wenn die Zeit für die letzte Wanderung gekommen ist.


Ruheforst Hilchenbach

 
Gedenkplatz

Am Ende des Ruheforstes geht es noch einmal über die Bahnlinie und dann durch Buchenwald bergab.
Hier wurde die Wegführung geändert, zu ihrem Vorteil. Anstatt am Rande des Wohngebiets, steigt man nun in großen Serpentinen ins Tal. Das gefällt mir sehr gut.


Abstieg durch Buchenwald

 
Rückkehr in die Zivilisation

Immer am Hang entlang

Die neue Wegführung ist super, so braucht man im Tal nicht durch das nicht so schöne Industriegebiet hinterm Bahnhof.

Stattdessen kommt man in der Nähe des Ningeln-Weihers heraus. Schön ist es hier. Man kann zwar den Verkehr auf Hilchenbachs Hauptkreuzung hören, aber nicht sehen. Ich weiß gar nicht, warum der Weiher von vielen als Tümpel bezeichnet wird. Ich bin das erste Mal hier oben und stelle fest, dass er doch ziemlich groß ist. Sogar Fische kann ich erkennen.


Die letzten Meter in der Natur

Ningeln-Weiher

Auf dem Foto sind die Fische nicht zu sehen...

Der Weg endet in der Sterzenbacher Straße. Auf der Kreuzung gibt es volle Breitseite Zivilisation, auch ein kleiner Ort wie Hilchenbach hat ordentlich Feierabendverkehr. Willkommen zurück.

Die letzten Meter lege ich auf dem gleichen Weg zurück wie heute morgen.


Ferndorfbach an der belebten Kreuzung

Einkaufszentrum Gerberpark

Homebase schon im Blick

Um 15.15 Uhr bin ich wieder daheim. Witzig, schon wieder 7 Stunden. Das ist ungeplant meine typische Wanderzeit.

Es war ein wunderschöner Tag bei bestem Wetter in herrlichster Natur.

Fazit: