Mittwoch, 3. Dezember 2014

Vom Giller zum Kulturbahnhof Kreuztal

Wanderung vom 02.11.2014


Am 26.10.2014 wurde der 100ste Zuweg zum Rothaarsteig feierlich eröffnet. Nun kann man auch von Kreuztal aus zum beliebten Fernwanderweg laufen. Ich habe bereits im März eine Tourenbeschreibung eines Bloggers gelesen, den Weg aber bald wieder vergessen. Ich laufe ja lieber Rundwanderwege.
Eine E-Mail eines lieben Bekannten mit einem Link zur Eröffnung und der Frage "Wäre das nichts für Dich?" brachte den Weg wieder in Erinnerung.
Hier besteht ja die Möglichkeit, eine Strecke zu wandern und mit der Bahn zurück zu fahren.
Der Wetterbericht meldet bedeckt mit einigen sonnigen Abschnitten und bis zu 17°C (und das Anfang November). Schnell noch den Fahrplan der Rothaarbahn gecheckt und der Plan steht.

So stehe ich also morgens um 9 Uhr am Bahnhof in Kreuztal. Das Heximobil parkt nebenan auf dem kostenlosen park&ride-Platz.

Es hat gerade mal 6°C, der Himmel weist alle möglichen Grautöne auf und ich friere.
Die Bahn kommt mit 2 Minuten Verspätung, ich ziehe mein Ticket und suche mir einen Fensterplatz.

Es ist auch mal schön, bekannte Wege nicht selber zu fahren und stattdessen die Gegend zu betrachten. Als die Durchsage "Nächster Halt Hilchenbach" kommt, muss ich innerlich grinsen, da komme ich ja gerade her.

Nun beginnt der schönste Teil der Strecke von Hilchenbach nach Lützel. Der Zug muss einige Höhenmeter überwinden und schlängelt sich kurvenreich durch den Wald bergauf. Ich mag das.

Am Bahnhof Vormwald Zollposten spuckt mich der Zug aus und ich schaue erst einmal zum Himmel. Einige Wolkenlücken sind zu sehen, und es ist auch nicht mehr so kalt. Geht doch.

Am Wanderparkplatz zuppel ich meinen Rucksack kurz zurecht, und dann kann´s auch schon losgehen.

Start am Wanderparkplatz Zollposten mit Blick zur Ginsburg

Es geht in leichter Steigung bergauf, und mir wird angenehm warm. Nach gut 500 m begegnen mir die ersten Wanderer, eine ca 20köpfige Truppe.
Der Weg führt durch Buchenwald, der trotz des trüben Himmels in schönen Farben leuchtet.

Bunter Herbstwald

Ich passiere die Köhlerhütte kurz vor der Ginsberger Heide, und dann bin ich auch schon am Startpunkt des neuen Zuweges.

In der kleinen Köhlerhütte kann gegrillt werden

An der Wandertafel auf dem Giller beginnt/endet der neue RHS-Zuweg (Zeichen: schwarzes. liegendes R auf gelbem Grund

Da der Weg nach Kreuztal keine nennenswerten Steigungen beinhaltet, die mich irgendwie immer aufhalten....*grins*, beschließe ich einen kleinen Abstecher zum Gillerturm. Da war ich über 25 Jahre nicht mehr oben.

Es geht ein kleines Stück an der Straße entlang. Hier oben ist heute wirklich tote Hose. Gestern, am sonnigen Feiertag, war es sicher rappelvoll.

Ginsberger Heide

Der Weg führt wieder in den Wald. Auf einem schmalen Trampelpfad geht es ziemlich buckelig bergauf. Da muss man aufpassen, dass man auf den glitschigen Steinen nicht ausrutscht.

Am Turm angekommen, mache ich mich gleich an den Aufstieg. Mit dem Rucksack auf dem Buckel und die Stöcke an mich gedrückt, ist das auf der schmalen Wendeltreppe ganz schön eng. Oben angekommen, muss ich doch erst einmal tief durchatmen.

Der 1892 erbaute und inzwischen einige Male sanierte Turm auf dem Giller, 15 m hoch

Inzwischen ist auch ein Papa mit seinem ca 5 Jahre alten Söhnchen hier oben angekommen. Gemeinsam genießen wir die, für das Wetter, recht gute Aussicht.

Blick über die Ginsberger Heide Richtung Hilchenbach

Blick Richtung Eisenstraße und Lützel Siedlung

So, genug ausgesichtet, ab nach unten und auf den Weg gemacht.

Der Zubringer verläuft die ersten Kilometer auf dem Jung-Stilling-Rundweg. Ich freue mich, dass ich noch einmal den alten Hohlweg begehen darf.


Geliebter Hohlweg

Kurz vor der Kronprinzeneiche

Es ist schon interessant, wie anders ein bekannter Weg wirkt, geht man ihn in Gegenrichtung und in einer anderen Jahreszeit.

Der im Frühling als nicht so schön empfundene, breite Wirtschaftsweg sieht mit dem Laubstreifen in der Mitte und dem grün bewachsenen Rand gleich viel netter aus.

Welch ein Unterschied zum Frühjahr

Am oberen Weidekampen von Grund zweigt der J-S-Rundweg nach links ab, während ich auf der Höhe bleibe. Hier oben ist es einfach herrlich. Die Heimatfreunde Grund haben hier eine Bank aufgestellt, da muss ich mich einfach mal setzen und die Aussicht genießen.

Ein wundervoller Platz zum Verweilen

Der Weg verläuft in einem großen Bogen am Weidekampen entlang und begeistert mich total. Auch wenn es stellenweise ein wenig nach nassem, faulen Holz müffelt. Aber diese Aussicht, klasse. Im Sommer muss es noch schöner sein. Ich komme aus dem Fotografieren gar nicht raus...

Links blitzen einige Häuser aus Allenbach durch

Schöner alter Baum

Siegerländer Hauberg

Noch ein Hübscher

Am Ende des Weidekampens verläuft mein Weg ein Stück auf dem Kulturhistorischen Lernpfad oberhalb von Ruckersfeld. Das ist ein ca 7 km langer Rundweg mit vielen Schautafeln, auf denen man über das Leben im Siegerland früher informiert wird. Es geht mitten durch echt Siegerländer Hauberg.

Solche Pfade liebe ich

Es folgt ein kurzer Abschnitt über Asphalt, dann geht es durch Fichtenwald bis zum Wanderparkplatz auf der Allenbacher Höhe.

Weg oberhalb von Ruckersfeld

Allenbacher Höhe

Bei Überqueren der Straße muss man hier sehr aufpassen, es ist Tempo 80. Also nicht nur schauen, sondern auch lauschen. Hört man ein Auto, besser warten. Die brettern hier gern mal über die Höhe...auch schneller als 80...

Stimmt !!!

Auf den Weg, der nun vor mir liegt, bin ich sehr gespannt. Bisher war er mir bekannt, jetzt beginnt für mich sogenanntes Neuland.

Zuerst geht es noch ein kleines Stück auf Asphalt, dann zweigt ein Wirtschaftsweg ab. Bisschen matschig und zerfahren. Naja, es ist November, und es hat die Tage noch geregnet. Aber auf der Höhe zu wandern ist einfach nur schön, weil es immer wieder Aussichten gibt. Ich erkenne die Ginsburg als kleines Pünktchen (auf dem Foto kaum zu sehen). Da bin ich ja schon eine gute Strecke gelaufen.

Blick zurück Richtung Giller

Nun beginnt ein leichter Anstieg zur Lichtenhardt. Es geht über eine ehemalige Kyrillfläche. Mittlerweile wächst hier jede Menge Ginster und junge Birken, so wirkt es nicht mehr so trostlos und kahl.

Blick auf Dahlbruch

Hier oben kommt mir ein älteres Paar entgegen. Die beiden erwidern meinen Gruß, und der Opa wünscht mir strahlend  "auch weiterhin einen schönen Marsch". Recht vielen Dank dafür.

Bald darauf geht es wieder durch hohe Fichten. Der "Gipfel" der Lichtenhardt ist kurz darauf erreicht. Dem Namen zur Ehre lässt sich das Licht in Form der Sonne blicken. Übrigens die einzigen Sonnenstrahlen auf dem gesamten Weg.
Aber im richtigen Moment.

Licht auf der Lichtenhardt


Das schönste Bild der Tour

Mit dem Abstieg verschwindet auch die Sonne wieder. Es geht erst leicht, dann etwas steiler den Berg runter. An einer Wegegabel bin ich kurz unsicher, entdecke aber das Wanderzeichen an einem Baum. Hier kommt mir ein Pärchen entgegen. Die beiden joggen den Berg rauf und haben sogar noch Luft für ein fröhliches "Hallo" - beneidenswert.

Nach einer Weile treffe ich wieder auf mehr Spaziergänger, und auch Verkehrsgeräusche sind zu hören. Schließlich erreiche ich die Kredenbacher Höhe und muss wieder eine Straße überqueren. Schauen, lauschen und schnell rüber.
Der kleine Wanderparkplatz ist gut besucht. Ab hier habe ich auch wieder ein "Verfolgerfeld" in Form von zwei sich angeregt unterhaltenden Spaziergängerinnen. Der Weg verläuft nun recht eben, und ich lege ein gutes Marschtempo vor. Abhängen lassen sich die beiden Frauen nicht - flottes Spazieren eben.

Nach gut 1,5 km komme ich an die Wolfsbornquelle. Es heißt, dass hier um 1850 der letzte Wolf gesichtet wurde, daher der Name.

Hier spricht mich ein älteres Paar an und fragt, ob ich denn vom Giller komme, was ich bejahe. Die beiden haben den Weg auch auf ihrem Plan und erkundigen sich interessiert nach der Markierung und wie es so ist. Ich bin voll des Lobes, schon allein die herrlichen Aussichten. Und Rothaarsteig sowie Zubringer sind ja immer verlaufsicher gekennzeichnet. Die beiden sind aus Buschhütten hochgekommen und bemerken, dass ich es ja nun bald geschafft habe.

Naja, ein Stück ist es ja noch. Nun wird erst einmal Rast gemacht. Hier oben gibt es zwei Tische mit Bänken, ich ziehe aber die einzelne Bank direkt an der Quelle vor.

Wolfsbornquelle

Das Bächlein fließt durch einen 60 Jahre alten Buchenwald

Mein Rastplatz an der Quelle

Und weiter geht es. Ein schöner Trampelpfad führt am Rande eines Fichtenwaldstücks entlang. Bei dem grauen Himmel wirkt es ziemlich düster.
In regelmäßigen Abständen stehen alte knorrige Eichen auf dem Weg, wie an einer Linie gewachsen. Das sieht schon ein wenig bizarr aus.
Früher war es üblich, an Gemarkungsgrenzen Eichen zu pflanzen. Der Weg führt auf der Grenze zwischen Kredenbach und Unglinghausen entlang.
Leider ist das Foto der bizarren Schönheiten ziemlich unscharf geworden. Fotografieren bei trübem Himmel muss ich noch üben...

Schöner Trampelpfad, hinten in der Bildmitte eine der alten Eichen

Nicht lange, und ich verlasse den düsteren Abschnitt. Nun geht es wieder über mit Büschen und kleinen Bäumen bewachsene Kyrillfläche.
An einer Wegekreuzung weist ein Schild nach rechts: Panoramabank - 350 m.
Hmmm, ich dachte, die liegt direkt am Weg. Den kleinen Abstecher nehme ich aber mit. Es geht erst leicht, dann etwas steiler den Berg rauf. An der höchsten Stelle wieder ein Schildchen, noch 50 m auf einem Trampelpfad.

Gleich gibt´s was zu gucken....

Auf halben Weg erkenne ich schon, dass die Bank bereits besetzt ist. War zu erwarten. Da ich mich nicht gerne zu fremden Leuten setze, bleibe ich oben- Panorama gibt es hier wirklich genug, auch ohne Sitzgelegenheit.
Es ist wirklich atemberaubend, wie weit man schauen kann. Kreuztal, Ferndorf, der Kindelsberg, die Martinshardt, Kredenbach und Dahlbruch. Wahnsinn, wie schön muss es hier erst an einem sonnigen Tag sein?

Blick über Ferndorf und Kreuztal

...und Kredenbach sowie Dahlbruch

Der kleine Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt, zufrieden mache ich mich wieder an den kleinen Abstieg zum Hauptweg. Zwei Reiterinnen kommen mir entgegen. Hier oben gibt es viele Reiterwege, weswegen man sich nicht über Pferdeäpfel wundern sollte, die hin und wieder mal den Weg zieren.

Es geht nun stetig leicht bergab. Auf der rechten Seite kommt das Ferndorfer Schützenhaus in Sicht. Links befinden sich die "Hohlwege im Fröhningerholz". Es handelt sich um Überreste einer Wegeverbindung vom „Aherhammer“, einem ehemaligen Eisenhammer aus dem 14. Jahrhundert, nach Bottenbach mit Anschluss an die alte Fernstraße von Arnsberg bzw. Olpe nach Siegen. Die Wege habe ich mir vor Jahren schon von der Talseite aus angesehen, sie sind echt beeindruckend. Von oben soll es noch besser sein, es gibt sogar eine Hinweistafel.

Aber die Ernüchterung folgt auf den Fuß. Direkt vor der Tafel scheint ein Wendeplatz für Waldfahrzeuge zu sein. Kein Hinkommen, ohne im Schlamm zu versinken. Das ist ärgerlich, aber nicht zu ändern.

Einer der alten Hohlwege ist leicht zu erkennen

Nun beginnt der Abstieg ins Tal. Über Wirtschaftswege geht hinunter bis an den Ferndorfbach. Hier kommen mir wieder einige Spaziergänger entgegen.


Waldweg entlang des Ferndorfbaches


Ortseingang Ferndorf

Es folgt ein kleines Stück durch Wohngebiet. Hinter einem Spielplatz führt der Weg als kleiner Trampelpfad am Wald entlang. Ab und zu hat man mal Blick über den Ort. Das gefällt mir, so nah an der Stadt und immer noch in der Natur.

Schöner Trampelpfad von Ferndorf nach Kreuztal
Blick über Ferndorf zur Martinshardt

Der Weg endet in der Kreuztaler Leystraße. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Ziel. Ein kurzer Abstieg, und schon ist die Hauptstraße erreicht und der Bahnhof in Sicht.

An der Kreuztaler Feuerwache vorbei geht es zur Hauptstraße

Noch einige Schritte, und ich habe nach gut sieben Stunden (inkl. Bahnfahrt) meinen Ausgangspunkt, den Kreuztaler Bahnhof, wieder erreicht.

Start und Ziel: Der Kulturbahnhof Kreuztal

Fazit: Eine wunderschöne Tour mit vielen herrlichen Aussichten und abwechslungsreicher Natur. Ein Abstecher zum Gillerturm auf der Ginsberger Heide und zur Panoramabank oberhalb von Kredenbach sind absolut zu empfehlen.
Das rothaarsteig-übliche Mobiliar wie Waldsofas und Versperinseln fehlt zwar, aber es gibt reichlich Bänke für die eine oder andere Rast.