Mittwoch, 23. April 2014

Auf Grenz- und Pilgerwegen

Wanderung vom 20.04.2014


Da der beste aller Ehemänner in diesem Jahr über die Ostertage leider arbeiten muss, ist ein Wandertag fest beschlossene Sache. Tagelang habe ich den Wetterbericht verfolgt, gehofft und gebangt. Aber Bingo, es ist sonniges Wetter gemeldet.

Ich habe mich für den knapp über 13 km langen Rundwanderweg "Auf Grenz- und Pilgerwegen" entschieden. Offizieller Startpunkt wäre im 6 km entfernten Heinsberg (Sauerland). Die Route führt unter anderem oberhalb des Hilchenbacher Windparks entlang. Dieser bietet sich mir als Start an, also werde ich die Tour etwas versetzt gehen.

Da der Weg keiner einheitlichen Markierung folgt, sollte man sich die Tourenbeschreibung ausdrucken, auswendig lernen oder auf das GPS Navi ziehen. Letzteres besitze ich leider noch nicht. Aber der Weg ist auf meiner Hilchenbacher Wanderkarte eingezeichnet. Wird schon schiefgehen...

Um viertel nach 10 Uhr parke ich am Zugang zum Windpark. Es ist zwar sonnig, bei 12.5°C, aber sehr windig. Die Bäume rauschen gewaltig, ich höre das gerne. Rucksack aufgepackt und los.

Parkfläche am Zugang zum Bürgerwindpark Hilchenbach.
 

Die Straße von Hilchenbach (links) nach Heinsberg (rechts), in der Mitter der Abzweig nach Brachthausen, vom Parkplatz aus gesehen.

Die Wegbeschreibung besagt, dass man auf der Albaumer Höhe einen alten Grenzstein passiert. Dem muss ich direkt heftig widersprechen. Es sind drei Grenzsteine. Intensives Recherchieren und begutachten topografischer Karten haben das erfreuliche Ergebnis gebracht. Ein weiteres Hobby von mir...

Den ersten Grenzstein entdeckt man schon hier am Abzweig nach Brachthausen, diesen habe ich schon vor einigen Jahren gefunden.

Alter Grenzstein am Abzweig nach Brachthausen.

Damals war er noch ziemlich von Gewächsen überwuchert, heute sieht man ihn schon von weitem.
Gegenüber des Grenzsteines zweigt der Hilchenbacher Höhenring ab, auf dem ich die nächsten 2 Kilometer laufe. Nach einem kurzen Waldstück erreiche ich die Lichtung der Albaumer Höhe. Hier steht der Grenzstein aus der Wegbeschreibung, man läuft direkt darauf zu.

Grenzstein auf der Albaumer Höhe.

Auf diesem Stein ist die Inschrift besonders gut zu erkennen. Das mittelalterliche Wort COLLEN bezeichnet das damalige Fürstentum Kur-Köln, dem das Sauerland einst angehörte, F bedeutet Stein F (durchlaufende Nummer, oder besser Buchstabe).
Und er zeigt uns an, wo wir uns befinden, nicht wo wir hinkommen, wenn wir die Grenze überschreiten. COLLEN bedeutet also, wir befinden uns auf Sauerländer Gebiet.
Ein großer Schritt nach vorn, und wir befinden uns im Siegerland...

Rückseite des Grenzsteines F.




 
NASSAW steht für die Grafschaft Nassau. Hier sogar O NASSAW, was Oranienburg-Nassau bedeutet, heute Siegerland.
Nur wenige Meter weiter erreicht man die Albaumer Höhe.


Vom Grenzstein aus führt der Weg wieder in den Wald.


 
 
 
Früher hab ich mich immer gefragt, warum es Albaumer Höhe heißt. Hilchenbach liegt doch viel näher dran.
Aaaaaber: Wir befinden uns im Sauerland, zwar nur ein paar Schritte, aber egal. Die Sauerländer werden diesen Platz ja nicht nach einem Siegerländer Städtchen benennen, logisch. Also ist die Höhe nach dem Örtchen Albaum benannt.
Nun aber weiter...
 
Auf dem Grenzweg läuft es sich herrlich. Außer dem Rauschen der Bäume und Vogelgezwitscher ist nichts zu hören.
 
 
Die Albaumer Höhe auf  583 m/NN.


 
Auf dem Grenzweg läuft es sich wunderbar.
 
 
Es dauert gar nicht lange, bis der nächste Grenzstein auftaucht. Er steht ebenfalls direkt am Wegesrand, beschienen von der Sonne.
 
 
Grenzstein G, der letzte auf meinem Weg.
 
Ein lauter werdendes Knirschen von hinten kündigt den ersten Mountainbiker an, der freundlich grüßend an mir vorbeirauscht. Und schon kommt mir der nächste entgegen. Der Weg scheint doch nicht so ausgestorben zu sein. Aber trotzdem wunderbar zu laufen, die Natur ist hier oben besonders schön.
Nach einiger Zeit habe ich sogar ein wenig Ausblick ins Siegerland.
 
Da möchte man doch die Schuhe ausziehen und barfuß laufen.
 
 
Hallo ins Siegerland.
 
Nun geht es leicht bergan, und zu meiner rechten lichtet sich der Wald ein wenig. Ich erkenne Wiesen und ein Gebäude.
Ich erreiche einen Abzweig mit Wegweiser, Bank und einem Holzkreuz. Hier verabschiede ich mich vom Hilchenbacher Höhenring mit seinen Grenzsteinen und biege ab. Nun geht aus auf den Kriegerweg, einen alten Handelsweg.
 
Das Holzkreuz am Schartenberg.
Auf dem Bild nicht so leicht zu erkennen: der Hohlweg "Kriegerweg".
 
Vor mir taucht die Gaststätte "Hasenbahnhof" auf. Es heißt, dass sich hier in der Abgeschiedenheit Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, daher der Name.
Ein Ehepaar spaziert mit auf dem Weg entgegen, und wir kommen ins Gespräch. Sie sind mit ihren Enkeln hier hochgefahren und erkundigen sich interessiert nach meinem Weg. Nett, die beiden.
Vor der Gaststätte verabschieden wir uns.
Noch ist es ruhig hier, über Mittag wird es sicher voll. Der Hasenbahnhof ist sehr beliebt, nicht nur bei Wanderern und Mountainbikern. Gerade kommen zwei Motorräder über die Straße von Brachthausen heraufgebrummt.
 
Gaststätte "Zum Hasenbahnhof", ein beliebtes Ausflugsziel.
 
Für mich geht es wieder in den Wald. Der alte Hohlweg ist hier neben dem Wanderweg gut zu erkennen. Ein Schild auf einem Holzpfahl weist die Wanderer auf die Besonderheit hin.
 
Information am Weg.

Auf einen Wirtschaftsweg geht es nun dem Verlauf des Kriegerweges entlang. Waldstücke und Sturmbreschen wechseln sich ab. Ab und zu steht eine Bank am Wegesrand. Die Bänke müssen aufgestellt worden sein, als es noch eine Aussicht gab. Mittlerweile schaut man auf Fichtenschonungen.

Der Weg folgt dem Verlauf des alten Kriegerweges.

Nach dem Passieren einer Wegespinne öffnet sich die Landschaft und ich habe eine erste Aussicht ins weite Sauerland.

Aussicht vom Kriegerweg ins Sauerland.

Neben Sturmbreschen folgen immer wieder schöne Waldabschnitte.

Kurze Zeit später zweigt ein Weg nach rechts ab. Schilder weisen in Richtung Gut Ahe, einem Hotel und Café, sowie der Wallfahrtskapelle Kohlhagen. Ich bleibe weiter auf dem Kriegerweg und wundere mich über fehlende Wanderzeichen. Ich hab das Gefühl, zu weit gelaufen zu sein. Bald taucht zu meiner Linken ein Rastplatz auf. Ich lasse mich nieder und studiere meine Wanderkarte. Klar bin ich zu weit, Brachthausen ist ganz in der Nähe. Also zurück zum Abzweig. Ich gehe knappe 50 Meter leicht bergab und erreiche den nächsten Wegweiser samt Ruhebank. Ja, hier bin ich wieder richtig, der Weg nach Heinsberg ist ausgeschildert. Also weiter.
Auf einmal höre ich Stimmen, Kinderstimmen. Aus dem Wald kommt eine Großfamilie samt Oma und Opa auf Osterwanderung. Ein fröhliches Hallo wechselt seine Besitzer.
Ein weiterer Wanderweg kommt von rechts und ich entdecke das schwarz-gelbe Zeichen des Rothaarsteig-Zubringerweges. Dem werde ich nun bis nach Heinsberg folgen. Verlaufen zwecklos, der RHS und seine Zuwege sind immer bestens ausgezeichnet.
Auf groben Schotter geht es abwärts, für viele Abschnitte des RHS mittlerweile typisch.

Auf dem Zubringerweg des RHS bergab.

Nach einer Schranke und einem scharfen Knick nach links werde ich doch ein wenig misstrauisch. Ein kleiner Teich, ein Wohnhaus und ein großer Bauernhof tauchen auf. Ist das die Lütke Aa aus der Wegbeschreibung? Langsam gehe ich weiter und entdecke einen Biergarten. Über dem Eingang zum großen Haus steht "Ferienhotel Café". In einiger Entfernung entdecke ich die Kirchturmspitze der Kapelle Kohlhagen. Nee, oder? Das ist hier Gut Ahe. Schnell Karte ausgepackt und draufgeschaut. Klar, ich bin zwar auf dem richtigen Weg, aber in die falsche Richtung unterwegs. Dumm gelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Aber herrlich ist es hier. Das Hotel ist der perfekte Urlaubsort für Familien mit Kindern und Wanderbegeisterte.

Ferienhotel und Café "Gut Ahe".

Im Moment ist es ruhig hier, die Gäste sind sicher alle auf Osterausflug.

Es nützt alles nichts, ich muss  zurück. Mit meinen Stöcken schiebe ich mich den Berg wieder hoch, bis zum Abzweig, an dem ich vorbeimarschiert bin.
Hätte mal besser genau hingesehen, dort ist sogar beschildert. Lütke Aa knappe 2,8 km.
Also weiter, diesmal in die richtige Richtung. Der Weg verläuft ein kurzes Stück auf einem herrlichen Waldpfad.

Auf diesem Wegabschnitt läuft es sich wunderbar.

Das Vergnügen dauert nicht lange, dann geht es weiter auf Schotter durch Windbresche, allerdings mit viel Aussicht. Und endlich entdecke ich die vertrauten Windräder unseres Windparks.

Rastplatz mit Wanderzeichen.

Windpark in Sicht.

Jetzt geht es durch ein Buchenwäldchen bergab, erst leicht, dann wird es recht steil. Und das alles auf Schotter. Ich weiß nicht, was wohl schlimmer ist, rauf oder runter.
Auch der Weg hat ein Ende und ein Schildchen an einem Baum zeigt an, dass es bis zur Lütke Aa noch 700 m sind. Schon jetzt ist zu erkennen, das dieses ein wunderschönes Tal ist. Ich bin hellauf begeistert, als ich eine Bank entdecke. Das wird mein Rastplatz. Es ist ein so herrliches Fleckchen, nach etwas unangenehmen Abstieg die wahre Glückseeligkeit.
Das kleine Bächlein Lütke Aa schlängelt sich in feinen Mäandern durch eine saftig grüne Wiese und plätschert friedlich neben meiner Bank vorbei. Kein Mensch weit und breit, nur Natur.

Mein wunderschöner Rastplatz an der Lütke Aa.

Picknick in herrlichster Natur.

Nach dem Picknick schaue ich noch einmal auf meine Wanderkarte und beschließe, den Schlenker über Heinsberg wegzulassen und den Weg zur Albaumer Höhe einzuschlagen. Das sind noch knappe 3 Km bis zu meinem Auto.
Während ich noch meinen Rucksack zurechtzuppele, kommt ein älteres Wanderpäärchen den Berg runter. Perfektes Timing. Ich verabschiede mich mit einem Gruß, und die beiden lassen sich auf der Bank nieder.

Ich folge dem Weg, der leicht ansteigend entlang der Lütke Aa verläuft. Es ist ein Wirtschaftsweg, angenehm weich und gut zu laufen. Kurze Zeit später, ich erreiche den Wald, wird es noch weicher und erste Spuren schwerer Fahrzeuge sind zu erkennen. Sa langsam wird es richtig matschig, und wären da nicht die Wegezeichen, ich würde nicht glauben, dass DAS noch der Wanderweg ist.

Hier haben die Waldarbeiter ganz Arbeit geleistet.

Glücklicherweise kann ich am Wegesrand auf Gras laufen. Aber es wird noch besser....
Irgendwann muss ich oberhalb des "Weges" entlang balancieren. Hier wäre wohl Schotter angebracht, aber bitter feinen Schotter für die Füße der Wanderer...

Doch, doch, das ist ein Wanderweg. Man beachte das Wegezeichen links am Baum...

Hoffentlich geht das nicht bis zur Albaumer Höhe so.
Nein, ich hab Glück, die Matschpiste mündet in einen trockenen Wirtschaftsweg.
Hier lässt es sich wieder angenehm laufen. Nach ein paar hundert Metern erreiche ich die Straße nach Brachthausen. Ein kurzes Päuschen auf der Bank, und es geht auf der Straße weiter. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Windpark.

Kurze Rast an der Straße nach Brachthausen.


Interessanter Wuchs... oder vielleicht krank?

Nach wenigen Minuten entdecke von weitem schon das Straßenschild und den dicken Grenzstein am Abbieger zur Straße Hilchenbach - Heinsberg. In diesem Moment kommt ein Quad um die Kurve und knattert laut und stinkend an mir vorbei. Willkommen zurück in der Zivilisation...

Zurück auf dem Parkplatz schaue ich das erste Mal auf die Uhr. Wow, erst 14.45 Uhr. Ich dachte, es sei schon viel später. Ich habe kein gutes Zeitgefühl und dachte, ich wäre länger unterwegs.
Jetzt aber ab nach Hause. Der beste aller Ehemänner kommt gleich von der Arbeit, und wir können gemütlich zusammen Kaffee trinken.

Nach 4,5 Stunden wieder am Startplatz angekommen.


Fazit: Eine wunderschöne Wandertour, auch wenn ich nicht die komplette Runde gegangen bin. Dafür aber der Abstecher zum Gut Ahe.
Bis auf die Schottertrassen auf dem RHS-Zubringer angenehm zu laufen. Besonders erwähnt sei der herrliche Rastplatz an der Lütke Aa.
Den Weg von dort hinauf zur Albaumer Höhe nehme ich mal aus der Wertung, der gehört ja offiziell nicht dazu...

Die Wegbeschreibung gibt es hier:

http://www.outdooractive.com/de/wanderung/sauerland/heinsberg-auf-grenz-und-pilgerwegen/1521436/