Mittwoch, 11. Juni 2014

Rundweg zum Müsener Schlag

Wanderung vom 08.06.2014


Der Wetterdienst meldet das heißeste Pfingsten seit langem und ich freu mich wie Bolle. Für den heutigen Tag habe ich mir als Wanderziel den Müsener Schlag ausgesucht, einen sehr gut erhaltenen historischen Grenzübergang. Dieser steht schon lange auf meiner Wunschliste.
Mit Hilfe meiner Wanderkarte und dem Tourenplaner von outdooractive.com habe ich mir einen schönen Rundwanderweg erstellt. Ein sehr gutes Helferlein im Bezug auf historische Orte ist TIM-online. TIM steht für topographisches Informationsmanagement (siehe meine Linkliste). TIM macht so manchen mittelalterlichen Leckerbissen sichtbar. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, meine geplanten Wanderrouten über TIM virtuell "abzulaufen", um nichts zu verpassen, und habe schon viel interessantes entdeckt.

Um halb 10 bin ich dann auch endlich abmarschbereit. Das Auto bleibt stehen, heute kann ich von daheim starten. In unserer Straße ist noch alles ruhig. Über das Parkdeck unseres Einkaufszentrums komme ich schnell in die Schützenstraße. Und dann folgt sogleich der erste Anstieg. Ich folge bis zu meinem Zwischenziel, dem Müsener Schlag, dem Wegezeichen des Siegerlandweges, einem 111 km langen Wanderweg von Siegen nach Iserlohn. Er ist sehr gut gekennzeichnet. Kurz vor Ende des Aufstieges habe ich noch eine schöne Sicht nach Hause. Tschüss Nachbarn, ich bin dann mal weg....

Oben steht eine Bank unter einem Baum und läd zum Verweilen ein. Okay, ich bin noch nicht allzu weit gelaufen, aber eine kleine Verschnaufpause und einen ersten Schluck Wasser gönne ich mir.


Dort drüben wohne ich


Blick von der Bank auf Hilchenbach


Nun geht es in leichtem auf und ab einen wunderschönen Wiesenweg entlang. Rechts ist Wald und links kann ich weit ins Siegerland blicken, das ist wunderbar.
Zwischendurch folgen auch mal kleine Abschnitte durch Wald. Es ist ein herrlicher Weg.


Der schöne Wiesenweg oberhalb der Carl-Krämer-Realschule...

...lässt einen weiten Blick ins Siegerland zu

Zwischendurch folgen auch kurze Waldabschnitte

 
Blick auf die Hilchenbacher Siedlung Rüsenrain

Kurz darauf erreiche ich die Straße von Hilchenbach nach Brachthausen, die ich überquere, um gleich wieder im Wald zu verschwinden.
Der schöne weiche Weg steigt nun stetig an. Aber es ist angenehm schattig und gut auszuhalten. Schließlich treffe ich auf den ersten Mountainbiker, der auf dem Wirtschaftsweg unterwegs ist, den auch ich jetzt weitergehe. Der Weg ist dünn mit Tannennadeln übersäht und daher nicht zu hart. Nach kurzer Zeit zeigt ein Schild an einem Baum an, dass ich mich auf dem Breitenberg befinde.

Fast unsichtbar verschwindet der Weg nach Überqueren der Straße wieder im Wald

Auf dem Wirtschaftsweg geht es flott voran

Der Breitenberg ist erreicht...

...und lässt kurze Zeit später einen Blick ins Siegerland zu

Auf einmal höre ich Stimmen. Kommen mir die ersten Wanderer entgegen? Nein, es sind Kinder, acht an der Zahl. Wo kommen die denn her so ganz allein? Vielleicht vom Rastplatz Wigrow? Sollte dort ein Zeltlager sein?
Das Grüppchen bleibt stehen und fragt mich, ob ich eine Station gesehen habe, also Menschen. Nein, sage ich, mir ist keiner begegnet. Die Kinder bedanken sich und laufen nun vor mir her. Schließlich biegen sie an einem Abzweig rechts ab.
Sollte das schon der Weg zur Wigrow sein? Ich schaue zur Sicherheit auf meine Karte. Nein, ich muss weiter geradeaus. Und schon kommt die nächste 8-köpfige Gruppe heftig diskutierend anmarschiert und weiß nicht, wo es weitergeht. Ich beschließe zu helfen und sage ihnen, dass eben ein paar Kinder den Weg rechts genommen haben.
Ich laufe weiter und sehe auch bald, was mit einer "Station - also Menschen" gemeint ist. Auf einer Weggabelung sitzen auf Campingstühlen zwei junge Leute. Sicherlich Betreuer der Gruppen, die als Streckenposten fungieren. Es handelt sich wohl um einen Orientierungslauf.
Nicht lange, und ich erreiche die Wigrow. Das heißt, zuerst sehe ich einige Autos am Wegesrand parken. Durch die Büsche schimmern große Zelte. Aha, also doch ein Pfingstzeltlager auf der Wigrow.
Die Kinder und ihre Betreuer haben es wirklich schön hier, und dazu noch das Wetterchen.

Die Wigrow ist eine alte Lichtung mit historischem Hintergrund. Es gibt verschiedene Erklärungen. Wi bedeutet weit, und Grow heißt Grube, also eine weite Grube? Naja, etwas unterhalb heißt ein Flurstück Wickgrube. Wigrow = Wickgrube, könnte passen.
An anderer Stelle habe ich gelesen, dass es hier früher eine Gerichtsstätte war.
Es könnte aber auch eine Meilerstätte des kleinen Weilers Merklinghausen gewesen sein. Merklinghausen war seit dem 17.Jahrhundert eine Wüstung. Es ist scheinbar nichts mehr davon zu sehen, auch TIM konnte mir keine Auskunft geben.

Heute ist die Wigrow ein beliebtes Ausflugsziel. Es gibt viele Tische und Bänke, eine Schutzhütte, eine Grillhütte und sogar eine einfache Trockentoilette. Perfekt um einen schönen Tag in der Natur zu verbringen, oder wie heute, ein Zeltlager zu veranstalten.

Ich verzichte auf eine nähere Besichtigung und laufe quer durch das Zeltlager, da mein Weg über den Platz führt.

Pfingstzeltlager auf der Wigrow

Hinter der Wigrow stehen weitere Autos, es gibt wieder Stationen - also Menschen, und immer wieder kommen mir Kinder entgegen. Darunter auch das Grüppchen, das ich als erstes getroffen habe. Sie grüßen fröhlich.
An einem Abzweig befindet sich die letzte Station - also Menschen, dann kehrt wieder Ruhe ein. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Wanderparkplatz, in dessen Nähe sich der Müsener Schlag befindet.
Aufmerksam blicke ich in den Wald zu meiner rechten und entdecke auch bald den Dreifachwall der alten Landwehr, der auch in meiner Wanderkarte eingezeichnet ist.
Die alte Grenzbefestigung ist wirklich riesig, die Wälle messen sicherlich 1,50 Höhe. Ich bin begeistert und schaue mir das Ganze näher an.

Die Grenzwälle sind sehr hoch und gut erhalten

Die Fotografin hat vor lauter Begeisterung etwas verwackelt...

Drei hohe Wälle zum Schutz von Siegen-Nassau

Ich laufe ein kurzes Stück weiter und erreiche den Wanderparkplatz mit Schutzhütte und Bank. Hier werde ich meine Pause machen. Aber zuerst will ich mir die alte Zollstelle ansehen.
Neben der Schutzhütte führt der Weg unspektakulär über die Grenze. Der historische Platz liegt ein wenig abseits im Wald. Das finde ich richtig gut. Ich habe schon andere alte Zollstellen gesehen, die waren ziemlich enttäuschend. Zum Beispiel der Oberndorfer Schlag, da ist bald nix mehr übrig, da die Straße von Hilchenbach nach Heinsberg dort entlang führt. Durch den Straßenbau wurde viel zerstört.
Oder der Abzweig nach Brachthausen, an dem ich Ostern meine Tour gestartet bin. Ich habe erst durch TIM erfahren, dass es sich um den Albaumer Schlag handelt. Dort steht nur noch der alte Grenzstein, sonst ist nicht mehr viel zu sehen.

Hier, am Müsener Schlag, ist alles anders. Kein Wirtschaftsweg und keine Straße führt über den historischen Platz. Dafür muss man ihn auch ein wenig suchen *grins*.

Man geht also neben der Schutzhütte über die Grenze und dann den Weg nach links. Am zweiten Baum mit Wanderzeichen muss man links in den Wald hinein, über Stock und Stein. Nach ca 30 Metern steht man dann direkt am Grenzstein P.

Ich bin hellauf begeistert, wie gut hier alles erhalten ist. Der Grenzstein steht immerhin seit 1690 hier auf dem Wall. Und wie mächtig der alte Hohlweg ist. Ich komme aus dem Fotografieren gar nicht raus. Allerdings kommen auf den Bildern die Dimensionen der alten Zollstelle nicht so gut rüber. Aber es ist trotzdem toll.

Der Grenzstein P am Müsener Schlag...

...steht schon über 300 Jahre auf dem Grenzwall

Das Laub vieler Jahre hat den breiten Hohlweg aufgefüllt


Der mächtige Hohlweg Richtung Schlag


Ich mag mich gar nicht trennen, aber es wird Zeit für eine kleine Rast. Dazu wechsle ich wieder ins Siegerland und setze mich auf die Bank neben der Schutzhütte. Ich habe den Platz ganz für mich allein und genieße die Ruhe. Die Flasche Malzbier aus meinem Rucksack ist noch angenehm kühl. Habe ich schon erwähnt, dass Mettwürstchen an der frischen Luft besonders gut schmecken?



Pause auf Siegerländer Boden
 
Nach einer guten halben Stunde mache ich mich wieder auf den Weg. Jetzt geht es erst einmal im Sauerland weiter.
Auf einem Wirtschaftsweg marschiere ich Richtung NSG Dollenbruch. Hier begegnen mir einige Mountainbiker. Die scheinen heute in der Überzahl zu sein...
Neben meinem Weg verläuft ein nicht ganz so tiefer Hohlweg, wahrscheinlich die alte Handelsroute zwischen Brachthausen und Müsen.

Hohlweg Richtung Müsener Schlag

Nach einer Weile komme ich an eine Wegekreuzung. Auf dem Wegweiser steht, dass ich mich an der Schutzhütte Dollenbruch befinde. Hmmm, ich schaue rechts, links, oben, unten, keine Hütte weit und breit.
Vielleicht ist aber auch sinnbildlich die große Wurzel der riesigen Fichte damit gemeint. Da könnte man sich schon quer drunterlegen.

Dient diese Wurzel als Schutzhütte?

Nun steigt der Weg wieder stetig an und verleitet zum Trödeln. Die Aussicht ist aber auch herrlich bei diesem Wetterchen....

Saftiges Grün soweit das Auge reicht

Ist das nicht herrlich?


Ob Kühe auch schwitzen?

Im Hintergrund ist der Aussichtsturm auf dem Kindelsberg zu erkennen


Die ersten Wanderer und Spaziergänger kommen mir entgegen. Es ist also nicht mehr weit bis zum Wanderparkplatz an der Vorspanneiche.
Und schon bin ich da. Hier stehen jede Menge Bänke, also wird ein kleines Päuschen gemacht.
Die Vorspanneiche heißt Vorspanneiche weil hier im Mittelalter vor- und auch abgespannt wurde. Damals gab es ja weder richtige Straßen noch LKW. Die schwere Fracht (Roheisen, Rohstahl, Kohle,...) wurde meist auf 2-rädrigen Karren transportiert, die von einem Ochsen oder Pferd gezogen wurden. In den Hohlwegen konnte das schon mal sehr schwer werden. Die Fuhrleute konnten sich dann im Tal gegen Geld weitere Gespanne mieten. Ich habe gelesen, dass einmal acht Ochsen einen 10 bis 12 Zentner schweren Karren den Berg rauf gezogen haben. Obern wurde dann wieder ausgespannt.
Oder auch wieder vorgespannt. Die alten Karren besaßen ja noch keine Bremsen. Man blockierte einfach die Räder. Der Wagen wurde dann wie ein Schlitten ins Tal gezogen, und dazu brauchte man auch zusätzliche Tiere.
Hier, in der Nähe der alten Eiche, war also immer gut Betrieb.

Wanderparkplatz Vorspanneiche

Hinweistafel mit Wandertipps

Die Vorspanneiche an der Straße von Hilchenbach nach Brachthausen

Ich überquere die Straße und mache mich an den letzten Anstieg auf den Wimberg. Angenehm zu laufen, da der Wald Schatten bietet.

Schöner Aufstieg zum Wimberg

Kurz vor einer Wegekreuzung leuchtet mir etwas entgegen. Was ist denn das? Mitten auf der Kreuzung befindet sich ein nagelneuer Rastplatz unter einer Linde. Wunderschön gemacht. Der Platz nennt sich "Springemes Kieke". Klingt nach Sauerland.
Man sitzt hier richtig auf dem Präsentierteller. Ich finds klasse, auch wenn ich keine Pause mache.

Rastplatz "Springemes Kieke", nagelneu und wunderschön

Hier biege ich rechts ab, und nach knappen 100 Metern wieder scharf links. Nun befinde ich mich wieder auf dem Grenzweg. In TIMs topographischer Karte ist hier ein historischer Grenzstein eingezeichnet. Hmmm, ich sehe nichts. Vielleicht gut zugewachsen oder auch nicht mehr ganz heil. Nicht alle alten Grenzsteine sind so gut erhalten wie diese, die ich auf meiner Osterwanderung bewundern konnte.
Im Gegensatz zu Ostern ist es hier heute sehr ruhig. Nix los, keine Wanderer, keine Moutainbiker. Vielleicht zu warm....

Als ein Weg abzweigt, lese ich auf dem Wegweiser "Schartenberg Ost". Ich muss lachen, das klingt ja wie eine Autobahnabfahrt.

Bald darauf erreiche ich wieder das Holzkreuz, an dem ich Ostern schon vorbeigekommen bin. Nur heute komme ich aus der anderen Richtung. Übrigens ist das hier die Abfahrt Schartenberg West...

Ich setze mich kurz auf die Bank und mache mich bald wieder auf den Weg. Nun beginnt der Abstieg nach Hilchenbach.

Bank an der "Abfahrt Schartenberg-West"...

Zuerst auf einem alten, sehr bewachsenen Wirtschaftsweg. Hier ist schon lange kein Fahrzeug mehr gefahren, Fingerhut übernimmt die Herrschaft und wächst teilweise mitten auf dem Weg. Später wechsle ich auf einen guten Weg und es geht recht unspektakulär abwärts. Rechts Wald, links Wald.

Zuerst auf einem alten.....

...dann auf einem Schotterweg geht es ins Tal.

Schließlich hat der Abstieg ein Ende und ich überquere den Langenfelder Bach, der in Hilchenbach in den Ferndorfbach mündet (soviel Bach in einem Satz...)

Der Langenfelder Bach

Nun ist es nicht mehr weit bis nach Hause. Schon bald kann ich durch die Bäume die kleine Kapelle des Hilchenbacher Friedhofs erkennen.
Auf kleinen Trampelpfaden geht es die letzten Meter, bis ich wieder daheim angekommen bin.


Die letzten Meter auf schönem Trampelpfad

Hallooooo, bin wieder zurück...

Nach knappen 6 Stunden bin ich wieder zu Hause. Okay, 6 Stunden für etwas über 14 Km ist eine Menge. Aber ich bin manchmal eine Trödel-Wanderin, und es gab ja auch viel zu sehen. Und es war seeeeeeehr warm...


Fazit: Meine erste selbst erstellte Wandertour, ich bin sehr zufrieden. Schöne Wege, viel Aussicht und der alte Müsener Schlag, mir hat es sehr gut gefallen.

Ich habe den Weg bereits abgespeichert, allerdings mit Start- und Zielpunkt Hilchenbacher Marktplatz. Dort gibt es viele kostenlose Parkmöglichkeiten.

Besonders gefreut habe ich mich über die lobenden Worte aus der outdooractive-Redaktion für meine Tour. Auf diesem Wege herzlichen Dank dafür.


 
http://www.outdooractive.com/de/wanderung/siegerland-wittgenstein/rundwanderweg-zum-muesener-schlag/102322851/