Montag, 27. Juli 2015

Krenkelstal und Goldener Zapfen

Wanderung vom 05.07.2015


Im Moment können wir uns nicht beklagen. Es ist Sommer, und zwar so richtig. Sonne satt den ganzen Tag und sehr, sehr heiß. Da bleiben die Gewitter nicht aus.

Heute ist es besonders schwül, und für den Abend sind Unwetter mit Starkregen und Hagel gemeldet.
Das hält mich aber nicht vom Wandern ab. Auf outdooractive habe ich eine schöne Runde entdeckt, gute 12 km lang und ganz nach meinem Geschmack. Es gibt Aussichten und viele historische Relikte zu sehen.

Um viertel nach acht fahre ich auf den Wanderparkplatz Oberndorfer Höhe und schlage mich erst einmal in die Büsche. Dose suchen, finden und loggen, der Wandertag startet direkt mit einem Erfolgserlebnis. 
Na, denn man los....

wenig los am Wanderparkplatz

Hier oben befand sich im Mittelalter eine Zollstelle, die Grenze von Nassau ins Kölsche. Im Gegensatz zum Müsener Schlag, der noch sehr gut erhalten ist, gibt es hier oben nicht mehr allzu viel zu sehen. 

alte Buche neben dem Parkplatz
Man muss schon sehr genau hinsehen, um die alte Landwehr auszumachen, die direkt hinter dem Parkplatz verläuft. Sie ist dort sehr breit und sehr flach. Einen Grenzstein gibt es auch nicht. Aber man kann Hohlwegreste erkennen, wenn man, wie ich, in Richtung Rothaarsteig läuft.

alter Hohlweg Richtung Schlag

Nur ein kleines Stück laufe ich auf den Rothaarsteig. Entgegen der Wegbeschreibung möchte ich die Variante über den Riemen gehen, der höchsten Erhebung auf Hilchenbacher Gemeindegebiet. Und so zweige ich an der nächsten Wegekreuzung nach links ab.

Grenzwall zwischen Sieger- und Sauerland, hier noch gut zu erkennen

Es läuft sich recht angenehm hier oben, auch wenn das leichte Lüftchen warm ist.
Der Weg führt über eine fast freie Fläche, nach Kyrill sind die Bäumchen und Sträucher schon wieder gut nachgewachsen. 
Kurz Zeit später komme ich an einer Hütte vorbei. Hier hat sich jemand ein Wochenendparadies geschaffen. Spontan fällt mir dazu "Haus am See" von Peter Fox ein, auch wenn es  sich hier um einen größeren Teich handelt. Auf jeden Fall kann der Besitzer hier perfekt vom Alltag abschalten und seine Ruhe genießen. 

Kaum zu glauben, dass rundum nur Wald ist.

Der Weg steigt nun ständig an. Es lohnt sich, mal nach rechts und links zu schauen. Viele tiefe Hohlwege sind zu erkennen.
An einer Wegekreuzung steht ein sehr alter Baum, darunter eine sehr alte Bank. Ab hier darf der Wanderer sich wie ein Fuhrmann vor mehreren hundert Jahren fühlen, denn der weitere Aufstieg geht über einen uralten Hohlweg. Ich bin begeistert.

romantischer Rastplatz

Aufstieg über einen sehr alten Handelsweg

Der "Gipfel" des Riemen ist nun bald erreicht. Wie schon erwähnt, der höchste Berg Hilchenbachs. Und ehemals auch des Siegerlandes, bevor es mit dem Kreis Wittgenstein zusammengelegt wurde. Die "Wittis" haben noch höhere Berge.
Auf jeden Fall bin ich nun der höchste Mensch im Siegerland auf 678 m/NN.

Unscheinbar, der Gipfel des Riemen
Petrus feiert dieses Ereignis ebenfalls und begießt es mit ein paar Regentropfen.
Na, das war aber so nicht gemeldet. Ich habe gar keine Lust, die Wandertour abzubrechen, aber bei Regen wandern macht mir keinen Spaß.
Naja, erst einmal weiter, bis zum Dreiherrenstein sind es nur noch 800 m. Dort könnte ich auf dem Rothaarsteig zurück zum Auto.
Aber soweit kommt es nicht. Nach kurzer Zeit ist kein Tröpfeln mehr zu hören, und die Sonne blitzt auch schon wieder durch die Wolken.

Jetzt folgt ein wunderschönes Pfadstück, genannt Wurzelallee. Es heißt, man wandert hier direkt auf der Grenze. Auf jeden Fall ist der bucklige Weg nett anzusehen.

auf der Wurzelallee, links Sauerland, rechts Siegerland

Der Dreiherrenstein auf 673 m/NN ist bald erreicht. Hier trafen einst die Grenzen der Grafschaften Nassau und Wittgenstein sowie des Kurfürstentum Köln aufeinander. Heute ist es die Grenze der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe im Sauerland. Früher gab es hier neben den Grenzsteinen nur zwei Bänke. Seit Eröffnung des Rothaatsteigs hat es nur auch eine Schutzhütte und einen Rastplatz im Freien.

Dreiherrenstein (673 m/NN)

es gibt viele Rastmöglichkeiten

Heute habe ich den ganzen Platz für mich allein. Den Leuten ist es scheinbar viel zu schwül zum Wandern oder Mountainbiken. Keine Menschenseele weit und breit.
Gut für mich, denn in der Nähe ist ein Cache versteckt. Ich verschwinde mal kurz auf dem Weg Richtung Zinse und komme eine Viertelstunde später zufrieden lächelnd zurück. So macht Geocaching Spaß.

Der Abstieg erfolgt auf Sauerländer Boden. Auf weichen Tannennadeln geht es durch den hohen Nadelwald. Das Zwitschern der Vögle hallt durch die Bäume. Am Ende des Waldes hat man einen wunderbaren Ausblick ins weite Wittgesteiner Land.

Abstieg vom Dreiherrenstein


Blick ins Wittgensteiner Land

An einem Abzweig heißt es nun Abschied nehmen vom Rothaarsteig. Auf einem Zubringerweg geht es runter ins Krenkelstal. Und der hat es wirklich in sich. Ein 400 m steiler Abstieg folgt nun. Ich bin den Weg vor 6 Jahren schon einmal gegangen. Runter - und wieder rauf. Was haben sich die Wanderwegmarkierer, oder wie sie heißen, dabei nur gedacht? Wie verbindet man Heinsberg mit dem Rothaarsteig? Man schickt den Wanderer strack den Berg runter/rauf.

Damals ist man einfach durch eine Kyrillfläche gestapft, heute ist es ein Trampelpfad zwischen kleinen Fichten und Büschen. Wanderstöcke sind von großem Vorteil, und man sollte den Weg nicht aus den Augen lassen, damit man nicht

a.) über eine der vielen Wurzeln stolpert

b.) auf einem der vielen bemoosten Steine ausrutscht und 

c.) nicht auf loses Geröll tritt 

sonst ist man schneller unten als man denkt...


Komm mit ins Abenteuerland....


ab hier wird es richtig steil


Blick  von unten nach oben

Ich bin auf jeden Fall froh, wieder "festen Boden" unter den Füßen zu haben. Das Krenkelstal ist erreicht, nun geht es erst einmal am Bach entlangt, der in einiger Entfernung plätschert.



Dort unten ist der Krenkelsbach

Abgesehen von der Wegbeschaffenheit (Schotter eben) ist das Krenkeltal wirklich wunderschön. Schon bald erreiche ich den Zugang zum alten Aquädukt. Das habe ich vor 6 Jahren schon einmal besucht.

Mein Mann und ich sahen damals im Fernsehen eine Doku über den Rothaarsteig. Unter anderem wurde auch von der ehemaligen Bahnstrecke von Altenhundem nach Birkelbach berichtet. Sie wurde 1914 feierlich eröffnet. 1945 war größtenteils schon wieder Ende. Die Gleise sind mittlerweile abgebaut, und nur noch wenige Relikte erinnern an die Strecke. Unter anderem auch das Aquädukt, welches den Krenkelsbach über die ehemalige Trasse leitet sowie den Heinsberger Tunnel, 1,3 km lang und wegen Einsturzgefahr zugemauert.

Ich hatte ja schon immer Interesse an Spuren der Vergangenheit in der Natur und bin auch bald darauf losmarschiert.

Das Aquädukt ist wirklich toll, nur vom Tunnelportal war nichts zu sehen, da die Bäume alles verdeckten. Eine winzige Ecke konnte ich damals heranzoomen. Welche Enttäuschung. Hab mir vorgenommen, irgendwann zwischen Herbst und Frühling wieder zu kommen, wenn die Bäume kahl sind und die Sicht nicht versperren.

Ja, und nun bin ich wieder da, und wieder grünt und blüht alles. Zur Zeit sind auch die beiden Aussichtsplattformen gesperrt. Naja, Holz wird halt irgendwann morsch. Trotzdem steige ich ab. Das Aquädukt kann man auch so sehen.



Zugang zum Aquädukt


Die gesperrte Plattform vor dem alten Bauwerk


Teil des Aquädukts

Interessant ist es allemal, auch wenn mir die Bäume wieder viel Sicht versperren.
Aber nun weiter auf dem Weg, der entlang der alten Trasse durch das schöne Krenkelstal führt.



Blick zurück zum Rothaarkamm


Idyllisches Plätzchen am Fischteich


Jede Menge Fingerhut


Krenkelsbach


Kurz vor Heinsberg

Der Weg endet an der Landstraße von Heinsberg nach Hilchenbach unterhalb des Stauweihers. Dort habe ich meine Mittagsrast geplant.
Obwohl man in dem Weiher nicht baden darf, habe ich doch mit einigen Sonnenanbetern gerechnet. Aber es ist niemand da. Auch gut, so habe ich den Picknickplatz für mich allein.



Mein Rastplatz...


...am Heinsberger Stauweiher


Huuuuunger

Es tut richtig gut hier zu sitzen. Autos sind wenige unterwegs, es ist herrlich ruhig. Und das kleine Lüftchen bringt angenehme Erfrischung.

Aus dem Lüftchen wird alsbald ein Wind, und der Himmel beginnt sich zuzuziehen. Sicherheitshalber schaue ich auf die Wanderkarte. Einzige Alternative zurück zum Auto wäre die Landstraße. Hmmm, das wäre ja doof und überhaupt, wird es hinter den Bäumen nicht schon wieder heller?

Ich packe zusammen und beschließe, erst einmal weiter zu wandern. Und richtig, auf dem Weg Richtung Heinsberg scheint mir schon wieder die Sonne auf den Rücken.


Schon ist der Himmel wieder fast blau


Blick in den Ebersiepen
Ich muss ein kleines Stück durch Heinsberg. Ruhig ist es hier, die Bewohner halten alle Mittags-Siesta im Haus. Es ist aber auch warm.
Auf einem Asphaltweg geht es aus dem Ort in den Ebersiepen, ebenfalls ein hübsches Tal. Für den Aufstieg setze ich meinen Sonnenhut auf und stopfe die Haare darunter, anders ist es nicht auszuhalten. Ich bin ja jetzt schon ziemlich flüssig....


Im Ebersiepen


Blick zurück

Ich freue mich, dass ich bald wieder den schattigen Wald erreiche. Hier lässt es sich angenehm den Berg hoch laufen.



Sanfter Anstieg

Da der Weg nur gemächlich ansteigt, staune ich, wie nah die Hilchenbacher Windräder schon sind. Daran kann man sich gut orientieren. 
Noch eine etwas steilere Kurve, und ich erreiche den Kammweg und die Schutzhütte am alten Heck. Hier betrete ich wieder Siegerländer Boden.


Rastplatz "Altes Heck"
Hier werde ich noch ein letztes Päuschen vor dem letzten steilen Anstieg machen. Nur noch knappe 3 km bis zum Auto.



Kurz sitzen vor dem letzten Anstieg

Okay, gehen wir es an. Aus Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht" wird bei mir spontan ein "Schattenlos auf den Berg".



Der letzte Aufstieg


Blick zurück
Oben angekommen, genieße ich noch einmal einen weiten Blick ins geliebte Siegerland.



Heimat ♥♥♥

Ich erreiche den "Grünen Platz" mit alter und junger Eiche. Von hier ab geht es auf schönen Trampelpfaden Richtung "Goldener Zapfen". Dort steht meine Lieblingsbank, und ich freue mich schon auf die allerletzte Pause.



Grüner Platz


Wege, wie ich sie liebe
Schon von weitem kann ich erkennen, dass mein Lieblingsplatz besetzt ist. Ein paar Hundebesitzer haben es sich mit ihren Wauzis dort bequem gemacht. Schade, aber nicht so schlimm. Ich bin ja in wenigen Minuten wieder auf der Oberndorfer Höhe.



Ausblick vom "Goldenen Zapfen" auf Oberndorf und Helberhausen

Um halb vier erreiche ich wieder den Wanderparkplatz. Viel ist hier nicht los, und auch die Rothaarhütte hat kaum Gäste. Es ist einfach zu schwül. Ich glaube auch, in weiter Ferne Donnergrollen zu hören.



Wenig los an der Rothaarhütte

Anstatt direkt zum Auto zu gehen, beschließe ich meine Wandertour auf einem der Rastplätze zu beenden. Die liegen so herrlich versteckt hinter den Büschen. Noch ein wenig die Ruhe genießen, bevor es wieder zurück in den Alltag geht.



Ich habe fertig


So sieht man nach knapp 6 Stunden in der Schwüle aus....

Fazit: Über die Wegbeschaffenheit lasse ich mich jetzt nicht so aus. Mittlerweile führen ja viele Wanderwege über Schotter.
Aber die Landschaft ist top und es gibt jede Menge Highlights. Hohlweg über den Riemen, die Wurzelallee, Dreiherrenstein, Aquädukt und jede Menge schöner Ausblicke.
Offizieller Startpunkt ist der Heinsberger Stauweiher. Man kann aber auch, wie ich, an der Oberndorfer Höhe quereinsteigen. Wer den megasteilen Aufstieg nicht scheut, geht im Uhrzeigersinn. Ich bin entgegen gewandert.





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